12. Int. ADAC-1000-km-Rennen 1966

  • 12. ADAC-1000-km-Rennen 1966
  • 6. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1966
  • 3. Lauf Deutsche Automobil Rundstrecken Meisterschaft 1966
  • 3. Lauf Challenge Mondiale 1966
  • Nordschleife
  • Distanz: 44 Runden = 1003,640 Kilometer
  • Rennklassen: 12
  • Zuschauer: 250000
  • Wetter am Renntag: warm und trocken, Regen am Rennende

Das Rennen

1966 versuchte das ZDF erstmals Fernsehbilder aus einem fahrenden Rennauto zu übertragen und setzte einen Porsche 904 GTS (#66) als Kamerawagen ein. Der Wagen wurde von den  Journalisten Paul Frère und Rainer Günzler gesteuert. Trotz des großen rechts neben dem Fahrer angebrachten Aufnahmegerät erreichte der Wagen im Training eine Rundenzeit von 9:36 Minuten und damit einen Startplatz im Mittelfeld. Vermutlich elektrische Störungen beeinträchtigten allerdings die Qualität der gesendeten Schwarz-Weiß-Bilder. Auch die Tonqualität war so schlecht, dass man beim ZDF auf den Live-Kommentar verzichtete. Trotz des Zusatzgewichtes durch die TV-Technik qualifizierte sich das Duo im Training für den 26. Startplatz. Im Rennen gab es 18 Runden lang Live-Bilder aus dem Cockpit eines Rennwagens.

Porsche 904 GTS mit der Startnummer 66; Der ZDF-Kamerawagen, gefahren von Paul Frère und Rainer Günzler
Der ZDF-Kamerawagen, ein Porsche 904 GTS (#66), gefahren von Paul Frère und Rainer Günzler. Foto: Lothar Spurzem

Das ungewöhlichste Fahrzeug war eindeutig der US-amerikanische Chaparral 2D des Teams von Jim Hall. Es hatte eine Zweigang-Automatik und einen Chevrolet-Zweiventil-Saug-V-8-Motor. Bei der technischen Abnahme wurde bei der Sitzprobe festgestellt, dass die Sicht nach hinten nur sehr eingeschränkt möglich war. Ein Spiegel musste her. Nachdem dieser an der linken Fahrzeugseite angebracht war, wurde der Wagen problemlos abgenommen. Das Duo Joakim Bonnier und Phil Hill sollten das Fahrzeug zum Sieg fahren.

Auch Porsche hatte mit Abnahmeschwierigkeiten zu kämpfen. Laut technischem Reglement war zwischen der Sitzauflage des Fahrersitzes und der Dachbespannung ein Abstand von 88 cm vorgeschrieben. Bei den 906ern betrug dieser Abstand nur 85 cm. Doch Porsche hatte Glück: da auch bei Fahrzeugen von Mitbewerbern wurden kleine Abweichungen vom Reglement festgestellt. Alle beanstandeten Teams einigten sich jedoch auf Proteste nach dem Rennen zu verzichten, also konnten alle Porsche 906er zugelassen werden.

Team Charles Vögele, Porsche 906
Porsche 906 des schweizer Team Charles Vögele, gefahren von Jo Siffert. Foto: Lothar Spurzem

Porsche wollte nicht alles auf eine Karte setzten und brachte seine 906er mit verschiedenen Motoren in die Eifel. Drei 906E mit Sechszylinder-Einspritzmotor wurden von Bob Bondurant/Paul Hawkins, Hans Herrmann/Dieter Glemser und Udo Schütz/Günter Klass gefahren, Jochen Rindt und Nino Vaccarella starteten hingegen in einem 906 mit 2-Liter-Achtzylinder-Motor. Den fünften Werks-906 fuhren Jean-Pierre Beltoise und Peter Nöcker.

Ferrari setzte bei seinen drei Werkswagen auch unterschiedliche Konzepte ein. John Surtees und Mike Parkes fuhren einen 330P Spyder mit V12-Motor und einer Leistung von 420 PS. Die Fahrerteams Ludovico Scarfiotti/Lorenzo Bandini und Pedro Rodríguez/Richie Ginther gingen jeweils mit einem Dino 206S auf die Stecke. Die Dinos hatten 6-Zylinder-Mittelmotoren, waren leistungsschwächer aber dafür leichter und handlicher. Des Weiteren gab es auch Werksteams von Autodelta, Abarth, Alpine und Lancia.

John Surtees fuhr im Training in 8:31,9 Minuten (Schnitt 161,515 km/h1) die schnellste Runde und qualifizierte sich damit für den vordersten Startplatz. Bonnier, Rindt und Scarfiotti standen nacheinander dahinter. 77 Wagen hatten sich für das Rennen qualifiziert, davon waren 30 Prototypen, 30 Sportwagen und 17 GT-Fahrzeuge. Gestartet wurde in klassischer Le-Mans-Manier: De Fahrer sprinteten quer über die Fahrbahn zu Ihren nebeneinander nur leicht in Fahrtrichtung zeigenden Wagen und sahen zu am besten wegzukommen. Scarfiotti hatte in seinem 6-Zylinder Dino die Nase vorn, konnte den Start für sich entscheiden und bog als erster in die Südkehre ein. Jochen Rindt kam mit seinem Porsche wegen Kupplungsproblemen verzögert auf die Stecke.

Doch schon in der ersten Runde wurde ihm die Führung vom Ferrari-Kollegen Surtees im 12-Zylinder abgenommen. Ebenfalls in dieser Runde verabschiedete sich der Ford GT 40 von John Whitmore mit gebrochener Hinterradaufhängung und der Abarth von Kurt Ahrens quittierte den Dienst durch einen Schaden an der Benzinpumpe. Der Fort GT 40 von Skip Scoot und Peter Revson nebelte durch einen Ölverlust die Stecke und seine Verfolger dermaßen ein, dass Bob Bondurant am Ende des erste Durchlaufs die Porsche-Box ansteuern musste um die Frontscheibe reinigen zu lassen. Der Ford hingegen musste deswegen das Rennen aufgeben. Nach der ersten Runde hatte sich das Feld wie folgt hinter Surtees sortiert: Scarfiotti (Ferrari) auf zwei, Bonnier auf seinem Chapperal auf drei, Udo Schütz auf vier und Hans Herrmann auf fünf (beide Porsche). Schon in der zweiten Runde legte Surtees mit 8:37 Min. (163,512 km/h1) die schnellste Rennunde hin. Bonnier konnte nun den zweiten Platz Scarfiotti abnehmen, Jochen Rindt lag durch seine bravuröse Aufholjagt bereits auf acht. Surtees hatte sich einen Vorsprung von deutlich über einer Minute vor Bonnier erkämpft, als sich in der sechsten Runde die Hinterradaufhängung seines Ferrari P3 löste und der Reifen an der Karrosserie scheuerte. Sein Weg führte Ihn direkt in die Box. Dort übernahm Mike Parks den Wagen und konnte als 22. das Rennen fortsetzten. Rindt hatte sich bis an die zweite Position gekämpft, direkt hinter Bonnier, musste aber mit Übelkeit kämpfen und in der siebten Runde den Porsche an Nino Vaccarella übergeben. Bonnier fuhr mit seinem Automatik-Renner vorweg gefolgt vom Dino 206 S des Duos Scarfiotti/Bandini.

Im Laufe des Rennen wechselten Surtees und Rindt wieder auf ihre Fahrzeuge, doch beide konnten das Rennen nicht beenden. Die andauernden Probleme mit der Radaufängung am Ferrari und ein Defekt am Rahmen des Porsches waren die Gründe. Auch der in der 37. Runde einsetztende Regen konnte den Chapparal nicht vom Sieg abhalten. Trotz schlechter Sichtverhältnisse durch den äusserst kleinen Scheibenwischer konnte das Team Bonnier/Hill den Sieg nach Hause fahren.

Der Autodelta-Alfa Romeo Giulia TZ2 des Fahrerduos Lucien Bianchi und Herbert Schultze
Der Autodelta-Alfa Romeo Giulia TZ2 des Fahrerduos Lucien Bianchi und Herbert Schultze. Foto: FCA-Presse
Pole Position #1, John Surtees,
Ferrari,
Ferrari 330 P3 Spyder,
8:31,900 Min. = 161,515 km/h1
Gestartet 772
Im Ziel 362
Gewertet 432
Nicht gewertet 342
Sieger #7, Joakim Bonnier / Graham Hill,
Chaparral,
Chaparral 2D Chevrolet,
44 Runden, 6:58:47,6 Std. = 143,790 km/h
Schnellste Runde #1, John Surtees,
Ferrari,
Ferrari 330 P3 Spyder,
8:37 Min. = 163,512 km/h1

Gesamtergebnis Plätze 1 bis 10

 Klasse#TeamFahrerFahrzeugRnd.Gesamt (Std.)
Schnitt (km/h)
1 P +2000 ccm 7 Chaparral Joakim Bonnier,
Graham Hill
Chaparral 2D Chevrolet 44 6:58:47,6
143,790
2 P 2000 ccm 11 Ferrari Ludovico Scarfiotti,
Lorenzo Bandini
Ferrari Dino 206 S 44 6:59:39,0
143,5
3 P 2000 ccm 12 Ferrari Pedro Rodriguez,
Richie Ginther
Ferrari Dino 206 S 44 7:00:02,4
143,4
4 P 2000 ccm 17 Porsche Bob Bondurant,
Paul Hawkins
Porsche 906 E 44 7:06:52,8
141,0
5 Sp +3000 ccm 45 Ford France Jo Schlesser,
Guy Ligier
Ford GT40 43 7:03:22,4
139,0
6 Sp +3000 ccm 50 Red Rose Motors Peter Sutcliffe,
John Taylor
Ford GT40 43 7:05:16,7
138,4
7 Sp 2000 ccm 60 Racing Team Hollen David van Lennep,
Gijs van Lennep
Porsche 906 42 6:59:28,7
137,0
8 Sp 2000 ccm 62 Sten Axelsson Sten Axelsson,
Boo Johansson
Porsche 906 42 7:00:02,9
136,8
9 P +2000 ccm 8 Scuderia Filipinetti Willy Mairesse,
Herbert Müller
Ferrari 250 LM 42 7:00:15,9
136,7
10 Sp 2000 ccm 64 Gerhard Koch Gerhard Koch,
Herbert Linge
Porsche 906 42 7:01:35,8
136,4

Klassensieger

Klasse#TeamFahrerFahrzeugRnd.Gesamt (Std.)
Schnitt (km/h)
Ges.-
Rang
P +2000 ccm 7 Chaparral Joakim Bonnier,
Phil Hill
Chaparral 2D 44 6:58:47,6
143,790
1
P 2000 ccm 11 Ferrari Ludovico Scarfiotti,
Lorenzo Bandini
Ferrari Dino 206S 44 6:59:39,2
143,5
2
P 1300 ccm 24 Lufthansa Reinhold Joest,
Hermann Dorner
Porsche 356B 1600 36 7:01.38,0 26
P 1000 ccm 31 Abarth Manfred Abels,
Erich Bitter
Abarth 1300 OT 39 7:10.17,1 17
Sp +3000 ccm 45 Ford France Jo Schlesser,
Guy Ligier
Ford GT40 43 7:03:22,4
139,0
5
Sp 2000 ccm 60 Racing Team Hollen Gijs van Lennep,
David van Lennep
Porsche 906   6:59:28,7
137,0
7
Sp 1600 ccm 77 Autodelta Lucien Bianchi,
Herbert Schultze
Alfa Romeo Giulia TZ2 41 7:08.17,8 13
Sp 1300 ccm 83 Abarth Johannes Ortner,
Kurt Ahrens,
Ernst Frutmayr,
Wolf-Dieter Mantzel
Abarth 1300 OT 40 7:04.12,2 14
GT +2000 ccm 98 Frank Kalkuhl Helmut Felder,
Frank Kalkuhl
Ferrari 275 GTB 36 7:03.13,5 28
GT 2000 ccm 106 Carl-Gregor Auer Joseph Greger,
Carl-Gregor Auer
Porsche 911 38 7:09.27,2 20
GT 1600 ccm 113 Christmann/Hein Erhard Sailer,
Konrad Lammers
Porsche 356C 1600 SC 36 7:08.54,6 31
GT 1300 ccm 119 Nuvolari Luigi Foschi,
Luigi Malanca
Lancia Fulvia HF 33 7:06.37,0 37

P = Prototypen, Sp = Sportwagen, GT = Grand Tourismo

Einen Bericht mit sehr ausfühlicher Bildergalerie finden Sie unter http://www.pro-steilstrecke.de/1000km/nuerburgring_1000_km_rennen_1966.php

Zur Übersicht "Chronologie 1966"


Fotos: Lothar Spurzem, CC BY-SA 2.0,
FCA-Presse,
Aufmacherfoto oben: Der Siegerwagen des 1000-km-Rennens von 1966 während des Trainings im Streckenabschnitt Karussell, Foto: Lothar Spurzem
Abbildung des Programmheftes mit freundlicher Genehmigung des ADAC e.V., München.

Quellen und Literatur:
Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC 1000 km Rennen. HEEL Verlag, Königswinter 2008
Udo Klinkel, Jan Hettler: 1000-Kilometer-Rennen 1953–1983 – die Sportwagen-WM-Läufe des ADAC auf der Nürburgring-Nordschleife, Verlag Delius Klasing 2015
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1

Pro Steilstecke (abgerufen 6.11.2017)
racingsprtscars.com (abgerufen 6.11.2017)
Wikipedia (abgerufen 29.30.2018)

1) Durchschnittsgeschwindigkeit auf Basis von 22,81 km Streckenlänge errechnet. Quellen nennen hier unterschiedliche Durchschnittsgeschwindigkeiten.
2) Die Quellen sind hier nicht einheltlich. Die Werte wurden dem Buch "ADAC 1000 km Rennen. HEEL Verlag, Königswinter 2008" entnommen

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