- 1. Int. ADAC 1000 km Rennen 1953
- 5. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1953
- Veranstalter: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC)
- Nordschleife, 22800 m
- Runden: 44 (1.003,64 km)
- Wetter: kalt, trocken
30. August 1953
Das Rennen
Eine Premiere mit Herausforderungen
Das Jahr 1953 markierte den Beginn der internationalen Sportwagen-Weltmeisterschaft, die insgesamt sieben Läufe umfasste. Erstmals stand auch das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring im Kalender, ein Rennen, das sich schnell als eine der größten Herausforderungen des Motorsports etablierte. Nach mehreren gescheiterten Anläufen war es dem ADAC endlich gelungen, das Rennen ins Leben zu rufen. Das Fachmagazin „auto motor und sport“ lobte die Organisatoren für ihren Einsatz und betonte die Bedeutung des neuen Langstreckenrennens für den deutschen Motorsport. Die Anforderungen des Nürburgrings waren gewaltig: 44 Runden, 7645 Kurven und eine Höhendifferenz von 17.000 Metern stellten eine extreme Belastung für Mensch und Maschine dar.
Nicht alle großen Teams stellten sich der Herausforderung. Die Werks-Jaguars und Alfa Romeo fehlten, während Ferrari lediglich einen Wagen an den Start brachte, gefahren von Alberto Ascari und Nino Farina. Lancia trat mit drei 3,3-Liter-Wagen an. Warum Enzo Ferrari zwei seiner drei gemeldeten Wagen in den Boxen stehen ließ, war eine viel diskutierte Frage. Am einleuchtendsten war die Vermutung, dass er nach den schnellen Lancia-Trainingsleistungen keine Chancen für seine Autos sah und daher nur Alberto Ascari und Giuseppe Farina mit dem 4,5-Liter-Ferrari ins Rennen schickte, um Lancia herauszufordern.
Der kluge Mann in Modena konnte nicht wissen, dass der erste Lancia von Fangio in der dritten Runde liegenbleiben würde und die beiden übrigen nach dem ersten Fahrerwechsel nicht mehr ansprangen. So fuhren Ascari/Farina mit dem für die lange Distanz hervorragenden Schnitt von 120,268 km/h als Sieger und einzig verbliebene Vertreter der großen Rennsportwagenklasse nach 8 Stunden und 20 Minuten durchs Ziel. Das britische Privatteam von Jaguar konnte mit Jan Stewart und Roy Salvadori den zweiten Platz erringen, lag jedoch 15 Minuten zurück.
Nicht besser als den Lancias erging es den Maserati-Teams, deren Wagen als die wohl schönsten Rennsportwagen ihrer Zeit galten. Von den drei Mannschaften Giletti/Marimon, Herrmann/McAfee und Bertoni/Lang musste der von Lang gesteuerte Wagen bereits in der zweiten Runde mit Motorschaden aus dem Rennen. Leider blieb das nicht ohne Folgen: Öl trat auf die Fahrbahn aus, und einer der nachfolgenden Fahrer, Richard von Frankenberg, wurde Opfer dieses Unfalls. Frankenberg geriet in der Ölspur ins Schleudern und flog mit seinem Wagen über eine Böschung. Ein anderer, der hinter ihm fuhr, berichtete später: „Frankenberg geriet in der Bergabkurve ins Schleudern, stellte sich quer, rutschte auf die Böschung zu, überschlug sich und stürzte fast 20 Meter tief. Sein Wagen war völlig zerstört – doch er stieg unverletzt aus, klopfte sich den Staub von der Kleidung und fuhr nach Hause. Es war sein eigenes Auto.“
Auch der Maserati von Herrmann/McAfee musste das Rennen in der 20. Runde mit Motorschaden aufgeben, nachdem ein Steinschlag die Ölleitung beschädigt hatte. Giletti/Marimon führten hingegen lange Zeit ihre Klasse an, bis vier Runden vor dem Ziel ein Bruch des Nockenwellenantriebs ihr Rennen beendete. So kamen Wolfgang Seidel und Josef Peters auf einem privaten Veritas Comet RS zu einem unverhofften Klassensieg.
Trotz des noch geringen Zuschauerzuspruchs wurde das Rennen als voller Erfolg gewertet. Hans Ulrich Wieselmann schrieb in „auto motor und sport“ als Fazit: „8.000 bis 10.000 Zuschauer – nach optimistischen Schätzungen – waren Zeugen dieses ersten 1000-Kilometer-Rennens. Wir hoffen voller Überzeugung, dass es trotzdem nicht das letzte bleiben wird und wünschen dem ADAC fürs kommende Jahr die zwanzigfache Besuchermenge. Denn dieses große Sportwagenrennen wird seinen Weg machen wie die Mille Miglia und die 24 Stunden von Le Mans, wenn es erst einmal zur ständigen Einrichtung geworden ist.“ Eine Vorhersage, die sich später bewahrheiten sollte: Das Rennen 1953 war der Beginn einer legendären Ära auf der Nordschleife.
Gemeldet | 66 |
Schnellste Trainigzeit | #5, Juan Manuel Fangio, Lancia, Lancia D24, 10:23,000 min = 133,943 km/h |
Gestartet | 50 |
Gewertet | 27 |
Nicht gewertet | 24 |
Sieger | #1, Alberto Ascari / Giuseppe Farina, Ferrari, Ferrari 375MM Vignale, 44 Runden, 8:20.44,0 h = 120,268 km/h |
Schnellste Runde: | #6, Robert Manzon, Lancia, Lancia D24 10:23,000 min = 133,943 km/h |
Gesamtwertung Plätze 1 bis 10
# | Kls. | Team | Fahrer | Fahrzeug | Rnd. | Gesamt (h) Schnitt (km/h) | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | Sp. | Ferrari | Alberto Ascari, Giuseppe Farina |
Ferrari 375MM Vignale | 44 | 8:20.44,0 120,268 |
2 | 53 | Sp. Serie | Ecurie Ecosse | Ian Stewart, Roy Salvadori |
Jaguar C-Type | 44 | 8:35.49,0 |
3 | 37 | Sp. | Borgward | Karl-Günther Bechem, Theo Helfrich |
Borgward Hansa 1500 RS | 44 | 8:50.33,0 |
4 | 39 | Sp. | Richard Trenkel | Richard Trenkel, Walter Schlüter |
Porsche 550 | 43 | 8:53.52,0 |
5 | 26 | Sp. | Wolfgang Seidel | Wolfgang Seidel, Josef Peters |
Veritas Comet | 44 | 9:25.17,0 |
* | 20 | Sp. | Maserati | Emilio Giletti, Onofre Marimón |
Maserati A6GCS | 41 | - |
7 | 54 | Sp. Serie | Ecurie Ecosse | Jimmy Steward, John Lawrence |
Jaguar C-Type | 41 | 8:50.58,0 |
8 | 33 | Sp. | San Giorgio | Gaetano Sani Piero Carini |
OSCA MT4 1100 | 42 | 9:05.05,0 |
9 | 34 | Sp. | San Giorgio | Armando Francois Erwin Bauer |
OSCA MT4 1100 | 40 | 8:55.48,0 |
10 | 50 | Sp. Serie | Roberto Rossellini | Riccardo Vignolo Maurice Gatsonides |
Ferrari 212 Inter | 40 | 8:46.28,0 |
*Gewertet, aber nicht im Ziel
Klassensieger (Auszug)
Klasse | Team | Fahrer | Fahrzeug | Rnd. | Gesamt (h) Schnitt (km/h) |
---|---|---|---|---|---|
Sp. +2000 | Ferrari | Alberto Ascari, Giuseppe Farina |
Ferrari 375MM Vignale | 44 | 8:20.44,0 120,268 |
Sp. Serie +2000 | Ecurie Ecosse | Ian Stewart, Roy Salvadori |
Jaguar C-Type | 44 | 8:35.49,0 116,7 km/h |
GT 1300 | Hans Leo von Hoesch, Werner Engel |
Porsche 1300 Super | 44 | 10:01.19,0 100,2 km/h |
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Quellen und Literatur: Programmheft „ADAC 1000 km Rennen 1953“, ADAC e.V., München
Abbildung des Programmheftes mit freundlicher Genehmigung des ADAC e.V., München.
auto motor und sport 19/1953
Behrend, M.; Födisch, J.-T.; Behrndt, M.: ADAC 1000km Rennen, Heel, 2008, ISBN 978-3-89880-903-0
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1