- 30. Int. ADAC-1000-km-Rennen 1984
- 4. Lauf Langstrecken-Weltmeisterschaft 1984
- Steckenlänge: 4542 m
- Angesetzt für 222 Runden (999,249 km), nach der 6-Stunden-Regel beendet
- Zuschauer: ca. 12.000
- 5 Klassen
- ONS Reg.-Nr. 199/84
Zeitplan*
Freitag, 13. Juli 1984 | ||
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09.00 - 16.00 Uhr | lnt. ADAC-1000-km-Rennen | Training |
Samstag, 14. Juli 1984 | ||
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08.30 - 12.00 Uhr | lnt. ADAC-1000-km-Rennen | Training | |
14.00 - 15.30 Uhr | lnt. ADAC-1000-km-Rennen | Training |
Sonntag, 15. Juli 1984 | ||
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08.30 - 09.00 Uhr | lnt. ADAC-1000-Km-Rennen | Warm up | |
10.00 Uhr | lnt. ADAC-1000-km-Rennen | Rennen |
* Auszug aus dem Zeitplan ohne Rahmenprogramm
Die Startaufstellung
Reihe | #113 Kenneth Leim (S) Götz von Tschirnhaus (D) |
#115 Helge Probst (D) Knuth Mentel (D) Karl-Heinz Gürthler (D) |
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22 | #104 Wolf-Georg von Staehr (D) Ulli Richter (D) |
#114 Wolf-Dieter Feuerlein (D) Uwe Reich (D) Peter Reuter (D) |
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21 | #116 Georg Memminger (D) Heinz Kuhn-Weiss (D) Bruno Rebai (I) |
#16* Vern Schuppan (AUS) Christian Danner(D) |
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20 | #121 Paul Smith (GB) Pete Lovett (GB) Roger Eccles(GB) |
#112 Claude Haldi (CH) Roy Baker (GB) Wolfgang Braun (D) |
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19 | #38 Martin Wagenstetter (D) Kurt Hild (D) |
#88 Max Payne (GB) Chris Ashmore (GB) |
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18 | #65 Jan Lundgardh (S) Kurt Simonsen (S) |
#102 Hans Christian Jürgensen (D) Edgar Dören (D) Jürgen Fritzsche (D) |
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17 | #101 Jens Winther (DK) Lars-Viggo Jensen (DK) David Mercer (GB) |
#109 Hans-Jörg Dürig (D) Rolf Göring (D) Fritz Müller (D) |
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16 | #106 Kurt König (D) Helmut Gall (D) Altfrid Heger (D) |
#111 Olaf Manthey (D) Walter Mertes (D) |
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15 | #67 Jim Busby (USA) Pete Halsmer (USA) |
#94 Rolf Götz (D) Carl Kirsts (USA) Siegfried Rieger(D) |
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14 | #85 Max Cohen-Olivar (MAR) Noël del Bello (F) Hubert Striebig (F) |
#64 Vittorio Coggiola (I) Gianni Giudici (IT) Angelo Pallavicini (CH) |
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13 | #68 Dieter Quester (A) Rick Knoop (USA) |
#72 Jan Thoelke (D) Udo Wagenhäuser (D) Jürgen Weiler (D) |
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12 | #11 George Fouché (ZA) Kees Kroesemeijer (NL) |
#81 Davide Pavia (I) Guido Daccò (I) |
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11 | #70 Ray Bellm (GB) Gordon Spice (GB) Neil Crang (AUS) |
#82 Pasquale Barberio (I) Gerardo Vatielli (I) Maurizio Gellini (I) |
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10 | #73 Frank Jelinski (D) Mario Ketterer (D) Günther Gebhardt (D) |
#12 Dieter Schornstein (D) "John Winter" (D) Volkert Merl (D) |
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9 | #18 Jürgen Lässig (D) David Sutherland (DB) Mike Thackwell (NZ) |
#80 Carlo Facetti (I) Martino Finotto (I) Alfredo Sebastiani (I) |
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8 | #34* Franz Konrad (D) David Hobbs (GB) |
#55 Rupert Keegan (GB) Guy Edwards (GB) |
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7 | #48 Klaus Niedzwiedz (D) Klaus Ludwig (D) |
#20 Walter Brun (CH) Leopold von Bayern (D) |
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6 | 7# Henri Pescarolo (F) Stefan Johansson (S) Ayrton Senna (BR) |
#33 Thierry Boutsen (B) David Hobbs (GB) |
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5 | #19 Oscar Larrauri (RA) Massimo Sigala (I) |
#10 Manfred Winkelhock (D) Marc Surer (CH) |
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4 | #4 Patrese Wolleck, Bob |
#5 Alessandro Nannini (I) Paolo Barilla (I) |
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3 | #14 Jonathan Palmer (GB) Jan Lammers (NL) Christian Danner (D) |
#1 Jochen Mass (D) Jacky Ickx (B) |
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2 | #2 Stefan Bellof (D) Derek Bell (GB) |
#9 Hans-Joachim Stuck (D) Harald Grohs (D) |
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1 |
*nicht gestartet
Das Rennen
1000-km-Rennen Nürburgring 1984 – Ein denkwürdiges Rennen auf neuem Terrain
- Trotz eines starken Fahrerfeldes blieben die Zuschauerzahlen hinter den Erwartungen zurück.
- Stefan Bellof gewann ein dramatisches Regenrennen, das erst in den letzten Minuten entschieden wurde.
- Ayrton Senna beeindruckte, fiel jedoch wegen Technikproblemen zurück.
1984 fand das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring erstmals auf der neuen Grand-Prix-Strecke statt. Nur einen Monat zuvor war die neue Rennbahn mit einem Schaurennen offiziell eingeweiht worden. Während die Modernisierung aus sicherheitstechnischer Sicht notwendig erschien, sahen viele Nordschleifen-Puristen darin einen schweren Eingriff in die seit 1927 bestehende Strecke.
Der Umbau des Nürburgrings bedeutete das Ende einiger ikonischer Streckenabschnitte. Die einst herausfordernde Südschleife wurde nicht mehr genutzt, während die beliebte Beton-Schleife mit der Südkurve und Gegengeraden vollständig verschwand. Auch die alten Boxenanlagen samt des legendären Zeitnehmerturms mussten der Modernisierung weichen. Diese Veränderungen führten zu einer spürbaren Ablehnung der neuen Strecke – sowohl unter Fans als auch unter Fahrern. Dies zeigte sich besonders in den Zuschauerzahlen: Trotz eines hochwertigen Starterfelds fanden sich nur 12.000 zahlende Besucher ein – weit weniger als die notwendigen 30.000, um die Veranstaltung rentabel zu machen.
Der spätere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, damals noch Journalist bei auto motor und sport, brachte es treffend auf den Punkt: „Warum so wenige Zuschauer kamen, weiß kein Mensch genau – vielleicht aber deshalb: Der alte Ring war für die letzten 50 Jahre gut, der neue ist es sicherlich für die nächsten 50 Jahre. Wir befinden uns gerade zwischen den beiden Abschnitten.“
Das Starterfeld war trotz der Skepsis gegenüber der neuen Strecke hochkarätig besetzt. 42 Fahrzeuge standen am Sonntag in der Startaufstellung, darunter viele bekannte Sportwagen- und Ex-Formel-1-Piloten. Besonders spannend war die Teilnahme von neun aktuellen Formel-1-Fahrern. Ayrton Senna fuhr bei dieser Veranstaltung sein einziges Gruppe-C-Rennen seiner Karriere.
Porsche versuchte Lauda und Prost zu verpflichten
Porsche bemühte sich bis kurz vor Nennschluss um die beiden McLaren-Werksfahrer Niki Lauda und Alain Prost, doch deren Honorarforderungen ließen einen Einsatz nicht zu. Dennoch trat Porsche mit einem starken Team an:
- Stefan Bellof, damals Tyrrell-Formel-1-Pilot und Porsche-Werksfahrer
- Derek Bell, erfahrener Langstreckenprofi
- Jochen Mass und Jacky Ickx, im zweiten Werks-Porsche 956
Doch auch die Konkurrenz war hochkarätig besetzt:
- Ayrton Senna trat gemeinsam mit Stefan Johansson und Henri Pescarolo für das Joest-Team an.
- Thierry Boutsen fuhr für das Team von John Fitzpatrick.
- Riccardo Patrese startete für Lancia.
- Dazu kamen weitere bekannte Namen wie Jonathan Palmer, Marc Surer, Manfred Winkelhock und Mike Thackwell.
Lancia kam als einziger weiterer Hersteller mit einem Werksteam an den Ring um die Porschedominanz zu brechen.
Senna beeindruckt, scheidet aber vorzeitig aus
Das Rennen begann unter schwierigen Bedingungen. Immer wieder setzte Regen ein, was für die Teams eine besondere Herausforderung darstellte. Besonders Ayrton Senna konnte mit den Topfahrern mithalten und bewies erneut sein außergewöhnliches Talent – diesmal nicht im Formel-1-Boliden, sondern im Porsche 956. Doch dann erlitt sein Wagen ein Kupplungsproblem, was ihn 15 Minuten an den Boxen kostete. Am Ende erreichte er mit seinen Partnern Johansson und Pescarolo nur den achten Gesamtrang.
Mass und Ickx mit Pech – Bremsprobleme kosten den Sieg
Noch schlimmer erwischte es Jochen Mass und Jacky Ickx im zweiten Porsche-Werkswagen. Mass, einer der schnellsten Fahrer im Feld, kämpfte mit einem starken Auto – doch ein Problem an der Box brachte das Team um alle Siegchancen. Neue Bremsbeläge ließen sich nicht sofort montieren, wodurch 20 Minuten verloren gingen. Damit war der Sieg außer Reichweite.
Das spannendste Duell des Rennens spielte sich in den letzten Minuten ab. Thierry Boutsen und David Hobbs führten lange im Fitzpatrick-Porsche, wobei Boutsen teilweise schnellere Rundenzeiten als Stefan Bellof fuhr. Doch dann der Rückschlag: Wenige Minuten vor Rennende musste der Fitzpatrick-Porsche noch einmal zum Nachtanken an die Box. Doch der Stopp verlief alles andere als reibungslos: Es konnte nicht genügend Treibstoff eingefüllt werden, und zusätzlich sprang der Wagen nicht sofort wieder an. Diese kostbaren Sekunden reichten aus, um Stefan Bellof die entscheidende Chance zu geben – er nutzte sie eiskalt, übernahm die Führung und steuerte seinem spektakulären Sieg entgegen. Nach 6:00:43,590 Stunden überquerten Bellof und Derek Bell die Ziellinie mit 15 Sekunden Vorsprung auf den geschlagenen Fitzpatrick-Porsche.
Die Bedeutung des Sieges für Bellof
Mit diesem Erfolg sicherte sich Stefan Bellof nicht nur seinen zweiten Sieg innerhalb einer Woche, sondern auch die Führung in der Fahrerwertung. Besonders brisant: Der ursprünglich aberkannte Sieg von Monza wurde Bellof und Bell nachträglich zugesprochen. In der Rennsportmeisterschaft verbesserte Bellof seine Chancen erheblich, da Thierry Boutsen nicht alle Rennen fuhr. Ende der Saison wurde er als erster Deutscher Weltmeister.
Im Training | 47 |
Pole Position | #2, Stefan Bellof (D) / Derek Bell (GB), Rothmans Porsche, Porsche 956, 1:28.68 min |
Gestartet | 42 |
Gewertet | 28 |
Nicht gewertet | 14 |
Sieger | #2, Stefan Bellof (D) / Derek Bell (GB), Rothmans Porsche, Porsche 956, 207 Runden, 6:00:43,590 h = 156,383 km/h |
Schnellste Runde | #14, Jonathan Palmer (GB), GTi Engineering, Porsche 956, 1:32.75 min = 176,293 km/h in Runde 172 |
Gesamtergebnis
Klassensieger
Klasse | Gest./Gew. | # | Team | Fahrer | Wagen | Rnd. | Gesamt (h) Schnitt (km/h) | Gesamtw. |
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C1 | 17/14 | 2 | Rothmans Porsche | Stefan Bellof (D) Derek Bell (GB) |
Porsche 956 | 207 | 6:00:43.590 156,383 |
1 |
C2 | 11/5 | 70 | Spice Tiga Racing | Ray Bellm (GB) Gordon Spice (GB) Neil Crang (AUS) |
Tiga GC84 Ford | 185 | 6:01.41,34 139,391 |
13 |
B | 11/7 | 106 | Helmut Gall | Kurt König (D) Helmut Gall (D) Altfrid Heger (D) |
BMW M1 | 176 | k.A. | 16 |
IMSA GTX | 2/2 | 65 | Tuff Kote Dinol Racing | Jan Lundgardh (S) Kurt Simonsen (S) |
Porsche 935 L1 | 174 | k.A. | 18 |
IMSA GTO | 1/0 | - | Kein Wagen dieser Klasse beendete das Rennen |
Zur Übersicht "ADAC-1000-km-Rennen 1984"
Foto: Attribution 2.0 Generic, aufgenommen 11 Juli 2008, Siegerwagen 1000-Km-Rennen Porsche 956 von Jochen Mass und Stefan Bellof
Vielen Dank an Lutz Ilgner für die Bereitstellung von Informationen und Ergebnislisten.
Quellen und Literatur: ADAV e.V., München, Ergebnisse
Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: ADAC 1000 km Rennen. HEEL Verlag, Königswinter 2008
Udo Klinkel, Jan Hettler: 1000-Kilometer-Rennen 1953–1983 – die Sportwagen-WM-Läufe des ADAC auf der Nürburgring-Nordschleife, Verlag Delius Klasing 2015
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1
ONS-Mitteilungen 1-2/1985
