2. Int. ADAC 1000 km Rennen 1956

  • 2. Int. ADAC 1000 km Rennen 1956
  • 4. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1956
  • 2. Lauf zur Deutschen Sportwagen-Meisterschaft 1956
  • Veranstalter: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC)
  • Nordschleife, 22810 m
  • Runden: 44 (1.003,64 km)
  • Rennklassen: 6
  • Zuschauer: ca 70.000
  • Wetter: warm und trocken

27. Mai 1956

Das Rennen

Fangio vs. Moss – Herzschlag-Finale beim 1000-km-Rennen

Nachdem das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring in den Jahren 1954 und 1955 nicht ausgetragen worden war, kehrte es 1956 in den Rennkalender zurück. Die Motorsportwelt blickte gespannt auf die zweite Ausgabe dieses anspruchsvollen Langstreckenrennens, das sich mit einer beeindruckenden Teilnehmerliste und perfekten Wetterbedingungen präsentierte.

Schon im Training stellte sich Juan Manuel Fangio als dominierende Kraft heraus. Der Argentinier pilotierte gleich drei Ferrari auf die ersten Plätze der Startaufstellung. Sein eigener 3,5-Liter-Vierzylinder stand auf Pole Position, während die Zwölfzylinder von Musso/Trintignant und Hill/Wharton ebenfalls von ihm in ihrer schnellsten Runde bewegt wurden. Das Maserati-Team mit Moss/Behra sicherte sich Startplatz vier vor dem Jaguar von Hawthorn/Titterington. Überraschend stark zeigte sich Porsche mit dem Werks-Spyder von Herrmann/von Frankenberg auf Rang sieben.

Um neun Uhr fiel der Startschuss mit dem klassischen Le-Mans-Start. Fangio konnte seine Pole Position nicht optimal nutzen und fand sich nach der ersten Runde auf Platz drei hinter Moss und Hawthorn wieder. Während Fangio sich mit zwei schnellen Runden wieder nach vorne kämpfte, lieferte Hans Herrmann eine beeindruckende Aufholjagd aus dem hinteren Feld. Trotz eines zusätzlichen Boxenstopps zur Justierung der Bremsen lag er nach 13 Runden bereits auf Platz sieben.

Das Rennen begann mit einer hohen Ausfallquote. Alfonso de Portago wurde bereits in der ersten Runde disqualifiziert, nachdem sein Ferrari am Karussell von der Strecke gerutscht und mit fremder Hilfe zurückgeschoben worden war. Luigi Musso schied in Runde vier nach einem Unfall aus, blieb aber unverletzt. Hill/Wharton mussten ihren Ferrari nach 12 Runden aufgeben, als Teamchef Amarotti entschied, das Auto an Portago/Gendebien zu übergeben.

An der Spitze kämpfte Moss im Maserati mit einer komfortablen Führung, die sein Teamkollege Behra weiter ausbaute. Doch in Runde 19 endete die Fahrt abrupt: Ein Schaden an der Hinterachse zwang Behra zur Aufgabe. Sofort wurde taktisch reagiert: Das Maserati-Team stoppte den Wagen von Taruffi/Schell und setzte Behra wieder ins Rennen. Der Franzose nahm mit seinem neuen Auto die Verfolgung auf und verkürzte pro Runde den Rückstand auf die führenden Ferrari um fünf bis sechs Sekunden.

Je länger das Rennen dauerte, desto größer wurden die technischen Probleme. Die Aston Martins von Salvadori/Walker und Collins/Brooks fuhren beständig in die Top 6, doch ein Achsschaden beendete das Rennen für Salvadori/Walker in der Schlussphase. Auch die Jaguar-Mannschaft blieb glücklos: Hawthorn/Titterington verloren durch ein Tankleck wertvolle Zeit und mussten später mit einem Antriebswellenschaden aufgeben. Frere/Hamilton schieden bereits in Runde sieben mit einem Getriebeschaden aus.

Die letzten Runden des Rennens sorgten für maximale Spannung. Fangio führte im Ferrari, doch Moss machte im Maserati stetig Boden gut. Sieben Runden vor Schluss hatte der Engländer noch fast eine Minute Rückstand, doch er holte pro Runde bis zu zehn Sekunden auf. Die Entscheidung fiel in Runde 40: Fangio musste für einen kurzen Tankstopp an die Box, was ihn wertvolle Sekunden kostete. Moss übernahm die Führung und vergrößerte sie schnell auf 26 Sekunden. Damit war das Rennen entschieden: Moss/Behra/Schell/Taruffi siegten im Maserati und verwiesen Fangio/Castellotti im Ferrari auf Rang zwei.

So standen vier Fahrer als Sieger fest, da Stirling Moss und Jean Behra einen Maserati zunächst gemeinsam pilotierten, bevor das Team taktisch reagierte und den Wagen von Taruffi/Schell für einen Fahrzeugwechsel nutzte, sodass auch sie als Gewinner gewertet wurden.

Bitter traf es den Jaguar von Hawthorn/Titterington: Obwohl das Duo die gleiche Distanz wie der Fünftplatzierte zurückgelegt hatte, blieb ihr Wagen in der letzten Runde mit gebrochener Antriebswelle liegen. Da jedoch nur Fahrzeuge gewertet wurden, die nach dem Sieger die Ziellinie überquerten und abgewinkt wurden, ging ihr Ergebnis nicht in die Wertung ein.

In der Klasse der Sportwagen bis 2 Liter dominierten zwei Porsche Spyder, gesteuert von Hans Herrmann und Richard von Frankenberg sowie Wolfgang von Trips und Umberto Maglioli. Die wendigen Rennwagen mit ihren 135 PS hielten über mehrere Runden erstaunlich gut mit den großen Sportwagen mit. Zu Beginn kämpfte Herrmann mit Bremsproblemen, doch er ließ sich nicht aufhalten und legte eine beeindruckende schnellste Runde in 10:23,1 Minuten hin – das entsprach einem Schnitt von 131,7 km/h. Am Ende landete er auf Platz sechs, während von Trips und Maglioli mit einem starken Rennen sogar Rang vier erreichten.

Das ostdeutsche AWE-Team schickte zwei Fahrzeuge ins Rennen, drosselte jedoch im Vorfeld bewusst die Motorleistung, um die anspruchsvolle 44-Runden-Distanz sicher zu überstehen. Diese Strategie zahlte sich für Edgar Barth und Arthur Rosenhammer aus: Sie sicherten sich den siebten Gesamtrang und belegten in ihrer Klasse hinter den Porsche einen soliden dritten Platz. Weniger Glück hatten Paul Thiel und Egon Binner – für sie war das Rennen in Runde 29 aufgrund eines Motorschadens vorzeitig vorbei.

Gemeldet 72
Im Training 61
Pole Position #1, Juan Manuel Fangio,
Scuderia Ferrari,
Ferrari 860 Monza,
10:03,600 min = 136,044 km/h
Gestartet 57
Im Ziel 26
Gewertet 28
Disqualifiziert 3
Nicht gewertet 26
Sieger #6, Harry Schell / Piero Taruffi / Jean Behra / Stirling Moss,
Officine Alfieri Maserati,
Maserati 300S
44 Runden, 7:43:54,500 h = 129,807 km/h
Schnellste Runde #1, Juan Manuel Fangio,
Scuderia Ferrari,
Ferrari 860 Monza,
10:05,300 min = 135,662 km/h

Gesamtergebnis Plätze 1 bis 10

 #Kls.TeamFahrerFahrzeugRnd.Gesamt (h)
Schnitt (km/h)
1 6 Sp. +2000 Officine Alfieri
Maserati
Harry Schell,
Piero Taruffi,
Jean Behra,
Stirling Moss
Maserati 300S 44 7:43.54,5
129,831
2 1 Sp. +2000 Scuderia Ferrari Juan Manuel Fangio,
Eugenio Castellotti
Ferrari 860 Monza 44 7:44.20,7
3 4 Sp. +2000 Scuderia Ferrari Phil Hill,
Ken Wharton,
Alfonso de Portago,
Olivier Gendebien
Ferrari 290MM 44 7:53.55,9
4 21 Sp. 1500 Porsche Wolfgang von Trips,
Umberto Maglioli
Porsche 550RS 44 8:01.46,0
5 9 Sp. +2000 David Brown Peter Collins,
Tony Brooks
Aston Martin DB3S 43 7:82.50,5
6 20 Sp. 1500 Porsche Richard von Frankenberg,
Hans Herrmann
Porsche 550RS 44 8:06.10,2
7 26 Sp. 1500 VEB Edgar Barth,
Arthur Rosenhammer
AWE R3/55 43 8:05.54,2
* 7   Jaguar Mike Hawthorne,
Desmond Titterington
Jaguar D Type 43 -
* 10   David Brown Peter Walker,
Roy Salvadory
Aston Martin DB3S 41 -
10 56 GT +2000 Bengt Martenson Bengt Martenson,
Wittigo von Einsiedel
Mercedes-Benz 300 SL 44 8:47.51,0
11 61 GT 2000 Max Nathan Max Nathan,
Gert Kaiser
Porsche 356 Carrera 44 8:54.36,9
12 65 GT 2000 Helmut Schulze Helmut Schulze,
Joaquim Felipe Nogueira
Porsche 356 Carrera 44 8:55.23,8

*Gewertet, aber nicht im Ziel

Klassensieger

Klasse#TeamFahrerFahrzeugRnd.Gesamt (h)
Schnitt (km/h)
Sport über 2000 ccm 6 Officine Alfieri Maserati Harry Schell,
Piero Taruffi,
Jean Behra,
Stirling Moss
Maserati 300S 44 7:43.54,5
129,831
Sport bis 2000 ccm 21 Porsche Wolfgang von Trips,
Umberto Maglioli
Porsche 550 RS 44 8:01.46,0
Sport bis 1500 ccm 43 Friedrich Kretschmann Friedrich Kretschmann,
Sepp Liebl
Porsche 550 Spyder 43 8:50.37,6
GT über 2000 ccm 56 Bengt Martenson Bengt Martenson,
Wittigo Graf Einsiedel
Mercedes-Benz
300 SL
44 8:47.51
114,1
GT bis 2000 ccm 61 Max Nathan Max Nathan,
Gert Kaiser
Porsche 356 Carrera 44 8:54.36,9
112,6
GT bis 1300 ccm 81 Joakim Bonnier Joakim Bonnier,
Herbert Mackay-Fraser
Alfa Romeo Giulietta SV 43 8:44.19,2

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Quellen und Literatur: racingsportscar.com (abgerufen 10.10.2018)
Wikipedia
(abgerufen 10.10.2018)
auto motor und sport 12-1956
Behrend, M.; Födisch, J.-T.; Behrndt, M.: ADAC 1000km Rennen, Heel, 2008, ISBN 978-3-89880-903-0

Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1

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