11. Großer Preis von Deutschland 1938

  • XI. Großer Preis von Deutschland
  • Veranstalter: Oberste Nationale Sportbehörde für die Deutsche Kraftfahrt (ONS)
  • Gesamtstrecke: 22,810 km
  • 22 Runden = 501,82 km

Das Rennen

Der 11. Große Preis von Deutschland fand am 24. Juli 1938 auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings statt. Dieses Rennen war Teil der Grand-Prix-Europameisterschaft 1938 und wurde nach den modifizierten Vorschriften der Internationalen Grand-Prix-Formel ausgetragen. Die Regelungen erlaubten Rennwagen mit einem Hubraum von bis zu 3 Litern, sofern sie einen Kompressor hatten, und bis zu 4,5 Litern ohne Kompressor, mit einem Mindestgewicht von 850 kg. Diese Änderungen sollten dazu beitragen, die Geschwindigkeiten der Rennwagen zu reduzieren und die Sicherheit zu verbessern, nachdem die vorherige 750-kg-Formel (ohne Hubraumbeschränkung) in den Jahren 1934 bis 1937 zur Entwicklung extrem leistungsstarker Fahrzeuge geführt hatte. Mit der 3-Liter-Formel versuchte man, die Leistung der Fahrzeuge wieder in einem kontrollierbareren Rahmen zu halten. Richard Seaman errang seinen ersten Sieg in einem Internationalen Großen Preis. Sein Triumph stellte einen wichtigen Schritt in seiner Karriere dar und katapultierte ihn in den Kreis der internationalen Rennfahrer-Elite.

Mercedes-Benz, das die vorherige Saison dominiert hatte, trat mit maximalem Aufwand an und brachte nicht weniger als vier Rennautos sowie drei Trainingsfahrzeuge mit zum Nürburgring. Diese solide Besetzung gab Seaman zum ersten Mal die Gelegenheit, neben etablierten Fahrern wie Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch und Hermann Lang zu fahren. Im Training näherte sich von Brauchitsch beinahe dem im Vorjahr von Auto-Union-Pilot Bernd Rosemeyer aufgestellten Trainingsrekord, trotz der in dieser Saison etablierten Hubraumbeschränkungen.

Auf der anderen Seite stand die Auto Union, die nach dem tragischen Tod ihres Stars Bernd Rosemeyer bei einem Rekordversuch zu Beginn des Jahres weiterhin mit Problemen zu kämpfen hatte. Der Verlust von Rosemeyer hatte das Team stark getroffen und sie mussten sich neu aufstellen. Für den Großen Preis von Deutschland waren jedoch zumindest zwei Wagen des neuen Grand-Prix-Modells Auto Union Typ D fertiggestellt worden. Zudem wurde Tazio Nuvolari, der in der Alfa-Romeo-Mannschaft in Streit geraten war, als neuer Top-Pilot verpflichtet. Obwohl Nuvolari Schwierigkeiten hatte, sich an das Fahrverhalten des neuen Heckmotor-Rennwagens zu gewöhnen, erzielte er dennoch die beste Trainingszeit des Teams, auch wenn er hinter den vier Mercedes-Piloten zurückblieb. Das Team konnte auch Hans Stuck zurückgewinnen, der in früheren Jahren drei Siege in internationalen Großen Preisen für Auto Union eingefahren hatte. Stuck, der 1937 aus Altersgründen nicht verlängert worden war, kehrte somit zu einem Team zurück, das dringend auf seine Erfahrung angewiesen war. Die beiden weniger erfahrenen Fahrer Rudolf Hasse und H. P. Müller mussten sich hingegen mit Übergangsmodellen begnügen.

Alfa Romeo befand sich ebenfalls in einer problematischen Situation. Nach Nuvolaris Abgang wurde Giuseppe Farina zum neuen Top-Fahrer ernannt, doch er war noch nicht als absolute Spitzenkraft anerkannt. Ein zweiter Alfa Romeo Tipo 312 mit V12-Motor wurde für Clemente Biondetti eingesetzt, jedoch war dieses Modell den deutschen „Silberpfeilen“ deutlich unterlegen. Maserati nahm nicht an dem Rennen teil, und die Ecurie Bleue trat mit dem neuen Delahaye Type 155 an. Leider erwiesen sich die Fahreigenschaften des neuen Modells als unzufriedenstellend, weshalb das Team auf schwächere zweisitzige Rennsportwagen Delahaye Type 145 zurückgreifen musste.

Beim Start des Rennens übernahm Mercedes-Pilot Hermann Lang sofort die Führung, gefolgt von Tazio Nuvolari, Richard Seaman und Rudolf Caracciola. Nuvolari, der sich mit seinem Auto Union zunächst nicht wohlfühlte, machte bereits in der ersten Runde einen Fehler und musste das beschädigte Fahrzeug kurz darauf aufgeben. Die anderen Auto-Union-Fahrer zeigten ebenfalls schwache Leistungen, sodass Mercedes schnell die Spitze übernahm. Lang hatte jedoch bald Probleme mit seinem unrund laufenden Motor und musste einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen. In dieser Zeit übernahm von Brauchitsch, der sich bereits an Seaman und den gesundheitlich beeinträchtigten Caracciola vorbeigeschoben hatte, die Führung.

Ein spannendes Duell entwickelte sich zwischen den beiden Mercedes-Piloten an der Spitze, was den Stallorder von Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer entgegenstand. Von Brauchitsch schien zunächst die Oberhand zu haben, bis er zu seinem zweiten Boxenstopp an die Boxen kam. Ein Unfall ereignete sich, als Treibstoff über das Heck seines Fahrzeugs ergoss und es in Flammen aufging. Von Brauchitsch wurde schnell aus dem Cockpit gezogen, um seine brennende Kleidung zu löschen, während die Boxencrew mit Löschschaum das Feuer bekämpfte. Inmitten des Chaos kam Seaman ebenfalls an die Box, wurde aber problemlos abgefertigt.

Obwohl von Brauchitsch kurze Zeit später wieder in seinen Rennwagen stieg, um Seaman abzufangen, unterlief ihm ein Fahrfehler und er geriet bei hoher Geschwindigkeit von der Strecke. Glücklicherweise überstand er den Unfall unverletzt. Dies öffnete den Weg für Seaman, der in der Folge ohne große Konkurrenz dem Ziel entgegenfuhr und seinen ersten Sieg feierte. Lang, der das Auto von Caracciola übernommen hatte, kam mit einem Rückstand von vier Minuten als Zweiter ins Ziel.

Gemeldet 28
Pole Position #12, Manfred von Brauchitsch,
Mercedes-Benz,
Mercedes-Benz W154,
9:48,4 Min.
Gestartet 20
Gewertet 9
Nicht gewertet 11
Sieger #16, Richard Seaman,
Mercedes-Benz,
Mercedes-Benz W154,
22 Runden, 3:51:46,2 Std. = 129,9 km/h
Schnellste Runde #16, Richard Seaman,
Mercedes-Benz,
Mercedes-Benz W154,
10:09,1 Min. = 134,8 km/h

Gesamtergebnis

 #TeamFahrerWagenRnd.Zeit (Std.)
1 16 Daimler-Benz Richard Seaman (GB) Mercedes-Benz W154 (Continental) 22 3:51:46,1
2 10 Daimler-Benz Rudolf Caracciol (DE),
Hermann Lang (DE)
Mercedes-Benz W154 (Continental) 22 3:55.06,1
3 4 Auto Union Hans Stuck (DE) Auto Union D (Continental) 22 4:00.42,3
4 8 Auto Union Hermann Paul Müller (DE),
Tazio Nuvolari (IT)
Auto Union D (Continental) 22 4:01.19,1
5 20 Ecurie Bleue René Dreyfus (FR) Delahaye 145 21 + 1 Runde
6 40 Paul Pietsch Paul Pietsch (DE) Maserati 4CM 20 + 2 Runden
7 42 Renato Balestrero Renato Balestrero (IT) Alfa Romeo 308 19 + 3 Runden
8 30 Scuderia Torino Pietro Ghersi (IT) Alfa Romeo 308 19 + 3 Runden
9 44 Scuderia Ambrosiana Franco Cortese (IT) Maserati 6CM 19 + 3 Runden
Nicht gewertet
DNF 6 Auto Union Rudolf Hasse (DE) Auto Union D (Continental) 15 Motor
DNF 14 Daimler-Benz Hermann Lang (DE),
Walter Bäumer (DE)
Mercedes-Benz W154 (Continental) 15? Motor
DNF 12 Daimler-Benz Manfred von Brauchitsch (DE) Mercedes-Benz W154 (Continental) 15 Unfall
DNF 36 AB Hyde Arthur Brookes Hyde (GB) Maserati 8CM 14 Unfall
DNF 32 Baron Emmanuel
de Graffenried
Toulo de Graffenried (CH) Maserati 4CM 14 Kraftübertragung
DNF 24 Alfa Corse Giuseppe Farina (IT) Alfa Romeo 312 14 Mechanik
DNF 28 Scuderia Torino Piero Taruffi (IT) Alfa Romeo 308 2 Unfall
DNF 2 Auto Union Tazio Nuvolari (IT) Auto Union D (Continental) 2 Unfall
DNF 26 Alfa Corse Clemente Biondetti (IT) Alfa Romeo 312 1 Unfall
DNF 22 Ecurie Bleue Gianfranco Comotti (IT) Delahaye 145 1 Getriebe
DNF 38 Ecurie Helvetia Herbert Berg (DE) Maserati 6CM 1 Kraftstoffpumpe

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Quellen und Literatur:
Wikipedia (abgerufen 20.11.2018)
Driverdatabase (abgerufen 20.11.2018)
motorsportmagazine.com (abgerufen 20.11.2018)
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1

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