- XVII. Großer Preis von Deutschland/Europa
- 6. Lauf Automobil-Weltmeisterschaft 1954 (Formel 1)
- Veranstalter: AvD
- Nordschleife, 22,810 km
- 22 Runden = 501,82 km
- Wetter: warm, trocken und sonnig
01.08.1954
Das Training
Das Training für den Großen Preis von Deutschland 1954, der zugleich den FIA-Ehrentitel "Großer Preis von Europa" trug, begann am Donnerstag unter trüben Bedingungen, als nur die Ferrari- und Maserati-Teams auf der Strecke waren. Ferrari setzte auf ihre altbewährten 1953/54er Modelle, während Maserati mit neuen Ideen und technischen Verbesserungen experimentierte, insbesondere bei der Ölführung ihrer Wagen. Der englische Fahrer Stirling Moss, der inzwischen vom Maserati-Werk unterstützt wurde, erhielt erst spät ein Auto, weshalb er in der ersten Trainingssitzung einen anderen Wagen testete.
Am Freitag trübte starker Regen das Geschehen, und nur wenige Fahrer wagten sich auf die Strecke. Mercedes zeigte sich erstmals mit ihren neuen Wagen, aber das Wetter ließ schnelle Rundenzeiten nicht zu. Erst am Samstag, als die Sonne über dem Nürburgring schien, wurde das wahre Potenzial der Fahrer sichtbar. Juan Manuel Fangio gelang eine Bestzeit von 9 Minuten und 50,1 Sekunden – er brach damit den Streckenrekord von 1939. Doch die Freude währte nicht lange. Während des Trainings kam es zur Tragödie: Der junge argentinische Fahrer Onofre Marimón, genannt "Pinocchio", verunglückte tödlich, als er vor der Wehrseifen-Kurve die Kontrolle über seinen Maserati verlor. Der Schock über Marimóns Tod war groß, und viele Fahrer beendeten das Training in tiefer Trauer.
Das Rennen
Das Rennen begann furios. José Froilán González, ebenfalls aus Argentinien, erwischte den besten Start. Doch bereits auf der Gegengeraden überholte Fangio seinen Landsmann. Von da an dominierte der spätere Weltmeister das Rennen. Mercedes war unschlagbar: Fangio führte, gefolgt von seinen Teamkollegen Kling und Lang. Doch auch die technischen Defekte machten vor Mercedes nicht halt. Lang, der vor seinem letzten Formel-1-Rennen stand, schied nach einem Dreher aus, und Hermann Lang verpasste damit einen Abschiedssieg.
González, der nach dem Tod seines Freundes Marimón sichtlich angeschlagen war, übergab in Runde 16 seinen Ferrari an Mike Hawthorn, der sich sogleich auf die Verfolgung von Fangio und Kling machte. Hawthorn musste zuvor seinen eigenen Wagen wegen eines Aufhängungsschadens abstellen. Doch es sollte nicht sein Tag werden. Fangio verteidigte seine Führung geschickt, auch als Nieselregen die Strecke in den letzten Runden schwieriger befahrbar machte.
Am Ende war es ein Start-Ziel-Sieg für Fangio, der mit dieser Leistung seinen Vorsprung in der Fahrerwertung ausbaute und sich auf dem Weg zu seinem zweiten Weltmeistertitel befand. Hawthorn wurde Zweiter, gefolgt von seinem Ferrari-Teamkollegen Maurice Trintignant. Kling erreichte das Ziel als Vierter, nachdem er durch einen Zwischenfall mit seinem Wagen Zeit verloren hatte. Für Maserati holte Sergio Mantovani die letzten Punkte des Rennens.
Der Große Preis von Deutschland 1954 bleibt in Erinnerung als ein Wochenende, das von der Tragödie überschattet und von Mercedes’ Triumph geprägt wurde. Fangio zeigte einmal mehr, warum er der herausragende Fahrer seiner Zeit war, doch der Verlust von Marimón hinterließ bei vielen Fahrern einen bleibenden Eindruck und überschattete den sportlichen Erfolg.
Gemeldet | 23 |
Pole Position | Juan Manuel Fangio, Mercedes-Benz, Mercedes-Benz W196, 9:50,1 Min. |
Gestartet | 21 |
Gewertet | 10 |
Nicht gewertet | 11 |
Sieger | Juan Manuel Fangio, Mercedes-Benz, Mercedes-Benz W196, 22 Runden, 3:45:45,8 Std. = 133,5 km/h |
Schnellste Runde | Karl Kling, Mercedes-Benz, Mercedes-Benz W196, 9:55,1 Min. = 138,5 km/h |
Gesamtergebnis
Team | Fahrer | Wagen | Konstrukteur | Rnd. | Zeit (Std.) | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Mercedes-Benz | Juan Manuel Fangio | Mercedes-Benz W196 (Continental) | Mercedes | 22 | 3:45:45,8 |
2 | Scuderia Ferrari | José Froilán González/ Mike Hawthorn |
Ferrari 625 (735/555) (Pirelli) | Ferrari | 22 | 3:47.22,3 +1.36,5 |
3 | Scuderia Ferrari | Maurice Trintignant | Ferrari 625 (Pirelli) | Ferrari | 22 | 3:50.54,4 +5.08,6 |
4 | Mercedes-Benz | Karl Kling | Mercedes-Benz W196 (Continental) | Mercedes | 22 | 3:51,52,3 +6.06,5 |
5 | Officine Alfieri Maserati | Sergio Mantovani | Maserati 250F (Pirelli) | Ferrari | 22 | 3:54.36,3 +8.50,5 |
6 | Scuderia Ferrari | Piero Taruffi | Ferrari 625 (Pirelli) | Ferrari | 21 | + 1 Runde |
7 | Harry Schell | Harry Schell | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | 21 | + 1 Runde |
8 | Ecurie Rosier | Louis Rosier | Ferrari 625 (Dunlop) | Ferrari | 21 | + 1 Runde |
9 | Ecurie Rosier | Robert Manzon | Ferrari 625 (Pirelli) | Ferrari | 20 | + 2 Runden |
10 | Equipe Gordini | Jean Behra | Gordini 16 (54) (Engelbert) | Gordini | 20 | + 2 Runden |
Nicht gewertet | ||||||
DNF | B Bira | Prinz Bira | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | 18 | Lenkung |
DNF | Mercedes-Benz | Hermann Lang | Mercedes-Benz W196 (Continental) | Mercedes | 10 | Dreher |
DNF | Equipe Gordini | Clemar Bucci | Gordini 16 (54) (Engelbert) | Gordini | 8 | Rad verloren |
DNF | Hans Klenk | Theo Helfrich | Klenk Meteor-BMW | Klenk Meteor | 8 | Motorschaden |
DNF | Mercedes-Benz | Hans Herrmann | Mercedes-Benz W196 (Continental) | Mercedes | 7 | Kraftstoffverlust |
DNF | Equipe Gordini | Paul Frère | Gordini 16 (54) (Engelbert) | Gordini | 4 | Rad verloren |
DNF | Scuderia Ferrari | Mike Hawthorn | Ferrari 625 (735/555) (Pirelli) | Ferrari | 3 | Kraftübertragung |
DNF | Roberto Mieres | Roberto Mieres | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | 2 | Kraftstoffverlust |
DNF | AE Moss | Stirling Moss | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | 1 | Motorschaden |
DNF | Equipe Gordini | André Pilette | Gordini 16 (54) (Engelbert) | Gordini | 0 | Aufhängung |
DNS | Officine Alfieri Maserati | Onofre Marimón | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | Tödlicher Unfall | |
DNS | Officine Alfieri Maserati | Luigi Villoresi | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | zurückgezogen | |
DNS | Owen Racing Organisation | Ken Wharton | Maserati 250F (Pirelli) | Maserati | zurückgezogen |
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Quellen und Literatur:
Wikipedia (abgerufen 20.11.2018)
Driverdatabase (abgerufen 20.11.2018)
motorsportmagazine.com (abgerufen 20.11.2018)
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1