- Großer Preis von Deutschland 1968
- 8. Lauf der Automobil-Weltmeisterschaft 1968
- FIA-Ehrentitel „Großer Preis von Europa“
- Veranstalter: AvD, Frankfurt
- Nordschleife, 22,835 km
- 14 Runden = 319,69 km
- Wetter: regnerisch und neblig
04.08.1968
Für ein Novum in der Formel 1 sorgte Dan Gurney, indem er als erster Grand-Prix-Pilot einen Vollvisierhelm trug.
Das Training
Das Training zum Großen Preis von Deutschland 1968 war alles andere als ein typisches Formel-1-Spektakel. Schon am Freitag zeigte sich der Nürburgring von seiner unbarmherzigen Seite: Regen und dichter Nebel hüllten die legendäre Nordschleife ein. Die Sicht? So schlecht, dass die Fahrer nicht mal den nächsten Streckenabschnitt erahnen konnten. Ein Großteil des Feldes entschied sich daher, das Risiko zu minimieren und verschob den Kampf um die besten Startplätze auf den Samstag – in der Hoffnung auf bessere Bedingungen. Doch die Eifel lachte nur hämisch und lieferte am Samstag noch schlimmeres Wetter.
Jacky Ickx, der sich offensichtlich im Nebel wie zu Hause fühlte, legte am Freitag eine Bestzeit hin, die an Magie grenzte: 9:04 Minuten. Kein Wunder, dass er damit die Pole-Position sicherte – 10 Sekunden schneller als sein Teamkollege Chris Amon! Währenddessen kämpften die anderen Piloten mit der Sicht und der glitschigen Strecke. Letztendlich war das Training so chaotisch, dass die ersten Startplätze nach dem Freitag feststanden, denn am Samstag war der Nebel so dicht, dass nur noch der Start- und Zielbereich sichtbar war.
Das Rennen
Der Renntag begann so, wie das Training endete: im Nebel. Die Veranstalter taten alles, um das Rennen zu retten, während die Zuschauer hoffnungsvoll im Dauerregen ausharrten. Das Rahmenprogramm wurde nach und nach gestrichen, und auch das Rennen selbst wurde um eine Stunde verschoben – allerdings besserte sich das Wetter nicht im Geringsten. Trotzdem entschieden die Verantwortlichen, das Rennen mit einiger Verspätung zu starten.
Graham Hill übernahm zunächst die Führung, dicht gefolgt von Chris Amon, Jochen Rindt und Jackie Stewart. Doch schon in der ersten Runde zeigte Stewart, warum er als Regenkönig gilt. Mit einer atemberaubenden Fahrt setzte er sich an die Spitze. Die nassen Dunlop-Reifen seines Matra boten ihm den entscheidenden Vorteil, und er begann sofort, sich von seinen Verfolgern abzusetzen. Nach nur zwei Runden hatte er einen Vorsprung von 34 Sekunden auf Hill, der während des Rennens sogar einen Dreher hinlegte. Hill behielt jedoch die Nerven, stieg aus seinem Lotus, drehte das Auto und setzte seine Fahrt fort, bevor der heranstürmende Rindt die Stelle erreichte.
Während Stewart fast mühelos dem Sieg entgegenfuhr, hatten andere Fahrer deutlich mehr Probleme. John Surtees musste mit einem überhitzten Motor aufgeben, und der deutsche Gaststarter Kurt Ahrens erlebte in Runde 9 einen Schreckmoment, als sich der Heckspoiler seines Brabhams löste und plötzlich Auftrieb statt Abtrieb erzeugte. Die Sichtverhältnisse auf der Strecke waren so schlecht, dass Graham Hill nicht einmal bemerkte, wie sein Verfolger Chris Amon bei einem Überholversuch in der Nordkehre rausflog.
Stewart fuhr derweil in einer eigenen Liga und gewann das Rennen schließlich mit mehr als vier Minuten Vorsprung – eine Ewigkeit in der Formel 1. Graham Hill, der nach seinem Dreher keine Chance mehr auf den Sieg hatte, konnte seinen zweiten Platz trotz eines Angriffs von Jochen Rindt ins Ziel retten. Rindt selbst musste sich mit Rang drei zufriedengeben, nachdem er mehrfach versucht hatte, Hill zu überholen. Doch auf der nassen Nordschleife war jeder Überholversuch ein Balanceakt auf Messers Schneide.
Am Ende blieb ein legendäres Rennen in Erinnerung – nicht nur wegen Stewarts unglaublicher Leistung, sondern auch wegen der extremen Wetterbedingungen. Der Große Preis von Deutschland 1968 ging als die größte Regen- und Nebelschlacht in die Formel-1-Geschichte ein. Stewarts überragender Sieg in diesen Verhältnissen wird bis heute gefeiert und zeigt, warum er zu den ganz Großen gehört.
Im Training | 21 |
Pole Position | #9, Jacky Ickx, Scuderia Ferrari, Ferrari 312, 9.04,0 min |
Gestartet | 20 |
Gewertet | 14 |
Nicht gewertet | 6 |
Sieger | #6, Jackie Stewart, Matra International, Matra MS10-Ford, 14 Runden, 2:19.03,2 h = 137,9 km/h |
Schnellste Runde | #6, Jackie Stewart, Matra International, Matra MS10-Ford, 9.36,0 min = 142,7 km/h |

Gesamtergebnis
Platz | # | Team | Fahrer | Wagen | Reifen | Rnd. | Stopps | Gesamt (h) Rückst. (min) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 6 | Matra International | Jackie Stewart | Matra MS10-Ford | Dunlop | 14 | 0 | 2:19:03,2 - |
2 | 3 | Gold Leaf Team Lotus | Graham Hill | Lotus 49B-Ford | Firestone | 14 | 0 | 2:23:6,400 4:03,2 |
3 | 5 | Brabham Racing Organisation | Jochen Rindt | Brabham BT26-Repco | Goodyear | 14 | 0 | 2:23:12.600 4:09,4 |
4 | 9 | Scuderia Ferrari | Jacky Ickx | Ferrari 312 | Firestone | 14 | 2 | 2:24:58.400 5:55,2 |
5 | 4 | Brabham Racing Organisation | Jack Brabham | Brabham BT26-Repco | Goodyear | 14 | 0 | 2:25:24.300 + 6:21,1 |
6 | 10 | Owen Racing Organisation | Pedro Rodríguez | BRM P133 | Goodyear | 14 | 0 | 2:25:28.200 + 6:25,0 |
7 | 1 | Bruce McLaren Motor Racing | Denis Hulme | McLaren M7A-Ford | Goodyear | 14 | 0 | 2:25:34.200 + 6:31,0 |
8 | 22 | Reg Parnell Racing | Piers Courage | BRM P126 | Dunlop | 14 | 0 | 2:26:59.600 + 7:56,4 |
9 | 14 | Anglo-American Racers | Dan Gurney | Eagle AAR104-Weslake | Goodyear | 14 | 1 | 2:27:16.900 + 8:13,7 |
10 | 18 | BMW | Hubert Hahne | Lola T102-BMW | Dunlop | 14 | 1 | 2:29:14.600 + 10:11,4 |
11 | 21 | Gold Leaf Team Lotus | Jackie Oliver | Lotus 49B-Ford | Firestone | 13 | 0 | 1 Runde |
12 | 17 | Brabham Racing Organisation | Kurt Ahrens | Brabham BT24-Repco | Dunlop | 13 | 0 | 1 Runde |
13 | 2 | Bruce McLaren Motor Racing | Bruce McLaren | McLaren M7A-Ford | Goodyear | 13 | 0 | 1 Runde |
14 | 11 | Owen Racing Organisation | Richard Attwood | BRM P126 | Dunlop | 13 | 0 | 1 Runde |
Nicht gewertet | ||||||||
DNF | 8 | Scuderia Ferrari | Chris Amon | Ferrari 312 | Firestone | 11 | 0 | Unfall |
DNF | 12 | Matra Sports | Jean-Pierre Beltoise | Matra MS11 | Dunlop | 8 | 0 | Unfall |
DNF | 16 | Rob Walker/ Jack Durlacher Racing |
Jo Siffert | Lotus 49B-Ford | Firestone | 6 | 0 | defekte Zündung |
DNF | 19 | Cooper Car Co | Lucien Bianchi | Cooper T86B-BRM | Firestone | 6 | 0 | Kraftstoffleck |
DNF | 7 | Honda Racing | John Surtees | Honda RA301 | Firestone | 3 | 1 | defekte Zündung |
DNF | 20 | Cooper Car Co | Vic Elford | Cooper T86B-BRM | Firestone | 0 | 0 | Unfall |
Nicht gestartet | ||||||||
DNQ | 23 | Ecurie Charles Vogele | Silvio Moser | Brabham BT20-Repco | Goodyear | - | - | nicht qualifiziert |
Video (E)
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Fotos:
Lizenz: CC BY-SA 3.0
, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Aufmacherfoto: Jean-Pierre Beltoise im Nebel
Quellen:
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1
Knupp, W. (Hrsg.): Kampf am Limit, Die Formel 1 Chronik 1950-2000, Zeitgeist Verlag, 2000, ISBN 3-89748-277-0
motorsportmagazine.com (abgerufen 4.12.2018)
www.grandprix.com (abgerufen 7.2.2018)
Wikipedia (aufgerufen 7.2.2018)
Video: YouTube/British Pathé