38. Großer Preis von Deutschland 1976

#1, Niki Lauda, Ferrari 312T2
  • Großer Preis von Deutschland
  • 10. Lauf Automobil-Weltmeisterschaft 1976
  • Veranstalter: AvD, Frankfurt
  • Nordschleife, 22,835 km
  • 14 Runden = 319,69 km
  • Wetter: bewölkt, zeitweise Regen, später trocken
  • Zuschauer: ca. 180.000

1. August 1976

Das Training

James Hunt ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit. Mit einer Zeit von 7:06,5 Minuten sicherte sich der McLaren-Pilot die Pole-Position. Niki Lauda, sein großer Konkurrent und amtierender Weltmeister, folgte dicht dahinter auf dem zweiten Platz. Doch die Rundenzeiten lagen rund acht Sekunden über denen des Vorjahres, was auf die schwierigen Wetterbedingungen und die allgemeine Vorsicht der Fahrer zurückzuführen war.

Neben den üblichen Verdächtigen überraschte Hans-Joachim Stuck das heimische Publikum mit einer starken Leistung. Er qualifizierte sich im March 761 auf dem vierten Platz – vor größeren Namen wie Clay Regazzoni und Jody Scheckter. Doch es war klar: Das Rennen würde nicht nur durch Schnelligkeit, sondern durch das Überleben auf der anspruchsvollsten Strecke der Welt entschieden werden.

Hans-Joachim Stuck auf der Zielgeraden des Nürburgrings während des Trainings, 31.07.1976

Das Rennen

Der Renntag am 1. August 1976 begann bewölkt und nass. Bis kurz vor dem Start hatte es geregnet, was die Reifenwahl zu einer kniffligen Entscheidung machte. Fast alle Fahrer entschieden sich für Regenreifen – außer Jochen Mass, der als einziger den Mut hatte, auf trockene Bedingungen zu setzen. Eine Entscheidung, die sich schon nach wenigen Kilometern als richtig erweisen sollte.

In der Startaufstellung rückte Laffite auf den vierten Platz vor, da Stucks Fahrzeug aufgrund eines Kupplungsschadens nicht aus der Startaufstellung losfahren konnte. Stuck nahm das Rennen jedoch mit etwas Verzögerung auf, nachdem ihn die Mechaniker am Ende des Feldes angeschoben hatten.

Von der Pole startete Hunt stark, während Clay Regazzoni in Führung ging, jedoch in der ersten Runde die Kontrolle verlor und sich drehte. Dies brachte Mass und Hunt nach vorn, während ein Großteil des Feldes in die Boxengasse abbog, um auf Trockenreifen zu wechseln. Mass’ strategisches Genie machte ihn zum ersten Führenden, doch das Rennen sollte noch eine dramatische Wendung nehmen.

In der zweiten Runde geschah das Unglaubliche: Niki Lauda, der nach einem schlechten Start und langsamen Boxenstopp Plätze verloren hatte, verlor im Streckenabschnitt „Bergwerk“ vermutlich durch einen Aufhängungsschaden die Kontrolle über seinen Ferrari. Der Wagen schlug in eine Böschung ein, fing sofort Feuer und wurde von den nachfolgenden Autos von Brett Lunger und Harald Ertl gerammt. Der brennende Ferrari war ein Flammeninferno, doch einige mutige Fahrer – darunter Guy Edwards und Arturo Merzario – zögerten nicht, um Lauda aus dem Wrack zu ziehen. Ihr heldenhaftes Eingreifen rettete Laudas Leben, doch der österreichische Weltmeister erlitt schwerste Verbrennungen und eine Rauchvergiftung.

Das Rennen wurde sofort abgebrochen, und Lauda wurde in einem Rettungswagen direkt ins Krankenhaus nach Adenau gebracht. Dort begann der Kampf um sein Leben, der die ganze Motorsportwelt in Schock versetzte. Die Bilder des brennenden Ferrari und des entstellten Lauda gingen um die Welt.

Nach einer Unterbrechung wurde das Rennen neu gestartet. 20 Fahrer traten an, doch das Geschehen stand weiterhin im Schatten des schrecklichen Unfalls. Hunt übernahm die Führung vor Scheckter und Mass, und während sich Regazzoni erneut drehte und Peterson ausfiel, fuhren die drei Piloten an der Spitze ein weitgehend unspektakuläres Rennen zu Ende. Hunt dominierte und sicherte sich den Sieg, Scheckter kam als Zweiter ins Ziel, und Mass rundete mit einem dritten Platz das Podium ab.

Es war ein Rennen, das für das Ende einer Ära stand: Die Nordschleife hatte sich einmal mehr als unbarmherzige Herausforderung gezeigt, doch sie forderte diesmal einen hohen Preis. Ab 1977 wanderte der Große Preis von Deutschland auf den für den Formel-1-Sport sichereren Hockenheimring – die „Grüne Hölle“ hatte ihren letzten Grand-Prix gesehen.

Im Training 28
Pole Position #1, James Hunt,
Marlboro Team McLaren,
McLaren-Ford,
7:06,5 Min.
Gestartet 26
Gewertet 15
Nicht gewertet 11
Sieger #1, James Hunt,
Marlboro Team McLaren,
McLaren-Ford,
14 Runden, 1:41:42,7 Min. = 192,746 km/h
Schnellste Runde #8, Jody Scheckter,
Elf Team Tyrrell,
Tyrrell,
7:10,8 Min. = 190,821 km/h

Gesamtergebnis

Pos.#TeamFahrerWagenReifenRd.StoppsZeit (Std.)
Rückst. (Min.)
1 1 Marlboro Team McLaren James Hunt McLaren M23-Ford Goodyear 14 1 1:41.42,7
2 8 Elf Team Tyrrell Jody Scheckter Tyrrell P34-Ford Goodyear 14 0 1:42.10,4
0:27,7
3 9 Marlboro Team McLaren Jochen Mass McLaren M23-Ford Goodyear 14 0 1:42.35,1
0:52,4
4 7 Martini Racing (Brabham) Carlos Pace Brabham BT45-
Alfa Romeo
Goodyear 14 0 1:42.36,9
0:54,2
5 16 John Player Team Lotus Gunnar Nilsson Lotus 77-Ford Goodyear 14 0 1:43.40,0
1:57,3
6 15 Martini Racing (Brabham) Rolf Stommelen Brabham BT45-
Alfa Romeo
Goodyear 14 0 1:44.13,0
2:30,3
7 19 Citibank Team Penske John Watson Penske PC4-Ford Goodyear 14 0 1:44.16,6
2:33,9
8 18 Shadow Racing Team Tom Pryce Shadow DN5B-Ford Goodyear 14 0 1:44.30,9
2:48,2
9 5 Scuderia Ferrari Clay Regazzoni Ferrari 312T2 Goodyear 14 0 1:45:28,7
3:46,0
10 14 Team Surtees Alan Jones Surtees TS19-Ford Goodyear 14 0 1:45.30,0
3:47,3
11 23 Shadow Racing Team Jean-Pierre Jarier Shadow DN5B-Ford Goodyear 14 0 1:46.34,4
4:58,1
12 12 John Player Team Lotus Mario Andretti Lotus 77-Ford Goodyear 14 1 1:46.40,8
4:58,1
13 20 Copersucar-
Fittipaldi Automotive
Emerson Fittipaldi Fittipaldi FD04-Ford Goodyear 14 0 1:47.07,9
5:25,2
14 26 Scuderia Gulf Rondini Alessandro Pesenti-Rossi Tyrrell 007-Ford Goodyear 13 0 1 Runde
15 25 Hesketh Racing Guy Edwards Hesketh 308D-Ford Goodyear 13 0 1 Runde
Nicht gewertetAusfallgrund
DNF 21 Walter Wolf Racing Arturo Merzario Williams FW05-Ford Goodyear 3 0 Bremsdefekt
DNF 13 March Engineering Vittorio Brambilla March 761-Ford Goodyear  1 0 Unfall
DNF 3 Elf Team Tyrrell Patrick Depailler Tyrrell P34-Ford Goodyear  0 0 Unfall
DNF 10 Martini Racing (Brabham) Carlos Reutemann Brabham BT45-Alfa Romeo Goodyear  0 0 Kraftstoffpumpe
DNF 11 March Engineering Ronnie Peterson March 761-Ford Goodyear  0 0 Unfall
DNF 4 March Engineering Hans-Joachim Stuck March 761-Ford Goodyear  0 0 Kupplung
DNF 6 Equipe Ligier Gitanes Jacques Laffite Ligier JS5-Matra Goodyear  0 0 Getriebe
DNF 17 Team Ensign Chris Amon Ensign N176-Ford Goodyear  - 0 Aufgabe*
DNF 2 Scuderia Ferrari Niki Lauda Ferrari 312T2 Goodyear  - 0 Unfall*
DNF 24 Team Surtees Brett Lunger Surtees TS19-Ford Goodyear  - 0 Unfall*
DNF 22 Hesketh Racing Harald Ertl Hesketh 308D-Ford Goodyear  - 0 Unfall*
Nicht qualifiziert
DNQ 37 RAM Racing Lella Lombardi Brabham BT44B-Ford Goodyear       
DNQ 38 Team Norev Racing
with BS Fabrications
Henri Pescarolo Surtees TS19-Ford Goodyear       

* Chris Amon, Niki Lauda, Brett Lunger und Harald Ertl nahmen nur am ersten Start des Rennens teil.

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Quellen und Literatur:
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1
Knupp, W. (Hrsg.): Kampf am Limit, Die Formel 1 Chronik 1950-2000, Zeitgeist Verlag, 2000, ISBN 3-89748-277-0
motorsportmagazine.com (aufgerufen am 26.11.2018)
grandprix.com (aufgerufen am 26.11.2018)
Wikipedia (aufgerufen 05.12.2018)
Fotos: Lothar Spurzem / CC BY-SA 2.0 DE; Titelfoto: Niki Lauda im Ferrari während des Trainings am 31.07.1976

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