25.06.2025 | Was zunächst wie ein ambitioniertes Außenseiterprojekt begann, entwickelte sich im Laufe des Wochenendes zu einer der größten Überraschungen des legendären 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring: Das österreichische Team Eastalent Racing erreichte bei seinem Debüt in der „Grünen Hölle“ einen sensationellen sechsten Gesamtrang – und ließ damit zahlreiche etablierte Werksteams hinter sich.
Mit den Fahrern Christian Klien, Norbert Siedler, Max Hofer und Simon Reicher schickte das aus Kirchberg (Oberösterreich) stammende Team ein rein rot-weiß-rotes Fahrerquartett ins Rennen – eine Seltenheit im internationalen GT3-Zirkus. Doch genau dieser nationale Fokus wurde zum Alleinstellungsmerkmal: Unter dem charmanten Teamnamen „Bob Österreich 1“ trat Eastalent Racing auf der berüchtigten Nordschleife an und avancierte innerhalb von 24 Stunden vom belächelten Underdog zum Überraschungsteam des Wochenendes.
Eine junge Mannschaft mit großer Vision
Gegründet erst im Jahr 2020, hatte Eastalent Racing bereits zu Jahresbeginn mit dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Dubai aufhorchen lassen. Doch der sechste Platz auf dem Nürburgring markiert zweifelsohne den bislang größten Erfolg in der noch jungen Teamgeschichte. Teamgründer Peter Reicher, Motorsport-Urgestein und Vater von Fahrer Simon Reicher, sprach nach dem Rennen sichtlich bewegt von einem „historischen Moment für den österreichischen Motorsport.“
„Als ich vor Jahren die Idee formuliert habe, ein rein österreichisches Team international aufzustellen, hat man uns eher müde belächelt. Heute haben wir bewiesen, dass auch ein Privatteam aus Österreich auf der größten Bühne des Langstreckensports bestehen kann“, so Reicher. Besonders stolz zeigte sich der Teamchef auch auf die technische Partnerschaft mit Audi: „Ich bin einer der letzten echten Audianer – dieses Resultat für die vier Ringe zu holen, ist eine Herzensangelegenheit.“
Hitze, Stromausfall und Rennintelligenz
Das Rennen selbst war geprägt von extremen äußeren Bedingungen: Bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke wurde das 24-Stunden-Rennen zur materialmordenden Hitzeschlacht. Als dann noch ein technischer Defekt in der Boxenanlage zwei Stunden nach Rennstart für einen ungeplanten Rennabbruch sorgte, war die Verunsicherung bei vielen Teams groß. Doch Eastalent Racing behielt die Nerven – und setzte auf eine Strategie, die sich über die Distanz bezahlt machte.
„Wir wussten, dass uns gegenüber den Werksteams die absolute Pace fehlt“, erklärte Routinier Norbert Siedler nach dem Rennen. „Aber wir haben ein kluges Rennen gefahren – keine Fehler, keine unnötigen Risiken, eine gleichmäßige Performance. Genau das ist auf der Nordschleife der Schlüssel.“
Ein Debüt, das Maßstäbe setzt
Besonders bemerkenswert: Keiner der vier Fahrer war zuvor ein 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gefahren. Umso eindrucksvoller die Leistung über die volle Distanz. Der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Klien brachte seine ganze Routine ins Team ein, während Simon Reicher und Max Hofer mit jugendlicher Entschlossenheit und fahrerischer Reife überzeugten.
„Es war ein Wechselbad der Gefühle“, so Simon Reicher, der sich mit trockenem Humor an die Startphase erinnerte: „Unser Renningenieur meinte nach ein paar Stunden, dass wir wohl nicht die Wurst vom Teller ziehen werden. Und jetzt sitzen wir hier mit Platz sechs. Wahnsinn.“

Starke Teamleistung auch hinter den Kulissen
Ein Erfolg in dieser Größenordnung ist immer auch das Ergebnis einer funktionierenden Teamstruktur. Und die lobte Simon Reicher ausdrücklich: „Ohne Leute wie unseren Teammanager Timo Frings, der den Nürburgring wie seine Westentasche kennt, oder unseren Technikchef Sebastian Hofmann, der das Auto akribisch vorbereitet hat – das alles wäre unmöglich gewesen. Auch unser Catering-Team um Renate war ein unverzichtbarer Teil des Ganzen.“
Was bleibt, ist ein Statement
Ob und wann Eastalent Racing auf den Nürburgring zurückkehren wird, ließ Peter Reicher nach dem Rennen offen. Doch klar ist: Der Auftritt des österreichischen Teams hat in der Motorsportwelt Spuren hinterlassen – nicht nur wegen des sportlichen Erfolgs, sondern auch als Beweis dafür, was Leidenschaft, Mut und Teamgeist auch ohne Werkssupport erreichen können.
Für das Team klang das Wochenende übrigens auf denkbar sympathische Weise aus: „Heute Abend gibt’s ein Bier – oder zwei, oder drei“, sagte Simon Reicher lachend – und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Die nächste Wurst ziehen wir uns dann beim nächsten Einsatz vom Teller.“
Quelle: Eastalent Racing
Fotos: www.kartnet.de / Michael Schulz