13. Großer Preis von Deutschland 1950

  • XIII. Großer Preis von Deutschland
  • Veranstalter: AvD
  • Nordschleife: 22,810 km
  • 16 Runden = 364,96 km
  • Wetter: warm, trocken und sonnig

20. August 1950

Das Formel-2-Rennen

Der 13. Große Preis von Deutschland fand am 20. August 1950 auf der Nordschleife des Nürburgrings statt. Obwohl es kein Teil der neu eingeführten Formel-1-Weltmeisterschaft war, zog es zahlreiche Top-Fahrer und Teams an und markierte einen wichtigen Moment für den deutschen Motorsport, da es eines der ersten internationalen Rennen auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg war. Das Rennen wurde nach den Regeln der Formel 2 ausgetragen, was bedeutete, dass Fahrzeuge mit einem Hubraum von maximal 2 Litern ohne Kompressor oder 500 cm³ mit Kompressor zugelassen waren. Man erhoffte sich im Hinblick auf deutsche Fahrer und Teams, die noch keine Fahrzeuge für die große Rennklasse bereit hielten, mehr Bewerber zu bekommen.

Das Rennen wurde von einem tragischen Unfall im Samstagstraining überschattet. Paul Greifzu, der mit einem BMW-Eigenbau antrat, verunglückte schwer, als sein Wagen zwischen den Streckenabschnitten Pflanzgarten und Schwalbenschwanz von der Strecke abkam. Beim Gegensteuern kollidierte Greifzu mit einem Sanitäter, der versuchte, dem Fahrzeug auszuweichen, und erlitt dabei tödliche Verletzungen. Greifzus Wagen überschlug sich und prallte gegen einen Baum. Glücklicherweise konnte ein Feuer durch den abgerissenen Zündmagneten verhindert werden. Greifzu wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus in Adenau gebracht.

Trotz dieses tragischen Vorfalls fand das Hauptrennen am Sonntag wie geplant statt. Um 14:00 Uhr starteten 37 Fahrer, die 16 Runden, was 264,9 km entsprach, auf der anspruchsvollen Nordschleife zu absolvieren hatten. Schon bald wurde deutlich, dass dieses Rennen von einem Mann dominiert werden würde: Alberto Ascari. Der Italiener, der für Ferrari fuhr, setzte sich früh an die Spitze. Während Ascari ein nahezu perfektes Rennen fuhr, mussten die deutschen Fahrer mit zahlreichen Problemen kämpfen.

Hermann Lang stellte seinen Veritas Meteor bereits in der zweiten Runde ab, und auch Karl Kling musste eine Runde später mit verölten Zündkerzen aufgeben. Fritz Rieß, der Sieger des Eifelrennens, schied mit einem Bruch der Benzinleitung im Karussell aus, während Hans Stuck wegen eines klemmenden Gasgestänges disqualifiziert wurde, nachdem er fremde Hilfe benötigt hatte, um seinen Wagen wieder zu starten.

Paul Pietsch, der sich bis auf den vierten Platz vorgekämpft hatte, musste seinen Wagen in der achten Runde aufgrund eines Kupplungsschadens abstellen. In der 11. Runde übernahm Toni Ulmen den vierten Platz, während Manfred von Brauchitsch in der 13. Runde mit einem technischen Defekt ausschied. Die Härte des Rennens zeigte sich in der enormen Ausfallquote: Von den 37 gestarteten Fahrern sahen nur 10 das Ziel.

Trotz der klaren Führung Ascaris wurde der Rennsieg noch einmal dramatisch, als der Ferrari-Pilot auf den letzten Kilometern ernsthafte Probleme bekam. Ohne einen einzigen Boxenstopp fuhr Ascari die gesamte Renndistanz, was sich am Ende fast als verhängnisvoll erwies. In der letzten Runde lösten sich seine Reifen beinahe vollständig auf, und im Karussell brachen mehrere Speichen des rechten Hinterrads. Ascari reduzierte daraufhin seine Geschwindigkeit und schaffte es dennoch, den Sieg sicher ins Ziel zu bringen. Nach dem Rennen stellte sich heraus, dass das rechte Hinterrad fast zusammengebrochen wäre.

Mit seinem Sieg sicherte sich Ascari nicht nur den ersten Platz, sondern auch mehrere Auszeichnungen. Bundespräsident Theodor Heuss überreichte ihm als erstem Ausländer das „Silberne Lorbeerblatt“, die höchste Auszeichnung im deutschen Sport. Zusätzlich nahm Ascari den „Goldenen Nürburg-Ring“ der Nürburgring GmbH für seinen Erfolg entgegen.

Der Große Preis von Deutschland 1950 bleibt durch Ascaris überlegene Leistung und die hohe Ausfallquote in Erinnerung, die das Rennen zu einer Herausforderung für alle Beteiligten machte. Der Nürburgring, der in den Vorkriegsjahren eine zentrale Rolle im internationalen Motorsport gespielt hatte, kehrte mit diesem Rennen endgültig ins Rampenlicht zurück. Deutsche Fahrer waren allerdings aufgrund der Nachkriegsregelungen und des Mangels an konkurrenzfähigen Autos noch nicht in den Top-Teams vertreten.

Pole Position Alberto Ascari,
Ferrari,
Ferrari Tipo 166,
10.39,5 Min.
Gestartet 37
Gewertet 10
Nicht gewertet 27
Sieger Alberto Ascari,
Ferrari,
Ferrari Tipo 166,
16 Runden, 2:55.00,8 Std. = 125,0 km/h
Schnellste Runde Alberto Ascari,
Ferrari,
Ferrari Tipo 166,
10.43,6 Min. = 127,77 km/h

Gesamtergebnis

 #TeamFahrerWagenRnd.Zeit (Std.)
1 2 Scuderia Ferrari Alberto Ascari (IT) Ferrari Tipo 166-F2 16 2:55.00,8
2 88 Equipe Gordini André Simon (F) Simca-Gordini T15 16 2:57.21,7
3 84 Equipe Gordini Louise Trintignant (F) Simca-Gordini T15 16 3:03.28,5
4 66 Privat Toni Ulmen (D) Veritas RS Spezial-BMW 15 +1 Runde
5 26 Privat Ernst Seiler (CH) Simca-Gordini T15 15 +1 Runde
6 42 HW Motors Ltd. Lance Macklin (GB) HWM-Alta 15 +1 Runde
7 68 Privat Karl Gommann (D) AFM 5-BMW 14 +2 Runden
8 90 Equipe Gordini "Eymart" (CH) Simca-Gordini T15 14 +2 Runden
9 82 Privat Gerorges "Geo" Berger (F) Jicey-BMW 13 +3 Runden
10 46 Privat Francisco Godia (E) Cisitalia-D.46-Fiat 11 +5 Runden
Nicht gewertet
DNF 86 Equipe Gordini Robert Manzon (F) Simca-Gordini T15 13 Ventile
DNF 16 Ecurie Suisse Peter Hirt (CH) Veritas Meteor 12  
DNF 56 Privat Manfred von Brauchitsch (D) AFM 6-BMW 11 Motor
DNF 44 Privat Paul Pietsch (D) Veritas Meteor II 8 Kupplung
DNF 18 Ecurie Suisse Paul Glauser (D) Veritas Meteor 7  
DNF 94 Equipe Gordini Aldo Gordini (F) Simca-Gordini T15 7  
DNF 4 Scuderia Ferrari Dorino Serafini (IT) Ferrari Tipo 166-F2 6 Getriebe
DNF 40 HW Motors Ltd. Fergus Anderson (GB) HWM 5 Differential
DNF 32 Ecurie Paris Roger Loyer (F) Simca-Gordini T15 5  
DNF 34 Ecurie Paris "Robert" (F) Cisitalia D46-Fiat 4  
DNF 64 Privat Karl Kling (D) Veritas Meteor III Stomlinie 3 Kolben
DNF 28 Privat Claude Bernheim (CH) Cisitalia D46-Abarth-Fiat 3  
DNF 36 Automoblies Deutsch-Bonnet René Bonnet (F) Deutsch-Bonnet-Citroën 3  
DNF 92 Mme de Walckiers Antonio "Toni" Branca (CH) Simca-Gordini T11 2 Motor
DNF 62 Privat Hermann Lang (D) Veritas 2 Motor
DNF 70 Privat Willi Heeks (D) AFM 2-BMW 2  
DNF 60 Privat Fritz Riess (D) AFM 3-BMW 2  
DNF 8 Privat Giovanni Bracco (IT) Ferrari (Sportwagen) 2  
DNF 20 Ecurie Suisse Kaspar Aebli (CH) Veritas Meteor 2  
DNF 76 Privat Herman Roosdorp (NL) Ferrari 166 MM 2  
DNF 24 Privat Alfred Dattner (D) Simca Gordini T11 1  
DNF 22 Ecurie Suisse "J.M.Marcy" (F) Veritas Meteor 1  
DNF 52 Privat Bertil Lundberg (SWE) BLG 2000-BMW 1  
DNF 72 Privat Willi Krakau (D) BMW Eigenbau 0  
DNF 54 Horschell Racing Corp. Harry Schell (USA) Cooper T12-JAP 0 Motor
DQ 58 Privat Hans Stuck (D) AFM 4-Küchen V8   unerlaubte Starthilfe
?* 78 Privat Carl Bossong (D) Holbein HH48-BMW ?  

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Quellen und Literatur:
pro-steilstrecke.de (abgerufen 01.12.2018)
the-fastlane.co.uk (abgerufen 01.12.2018)
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5

*Quellen uneinheitlich:
Aus Reihe 13 gestartet, im Laufe des Rennens ausgeschieden (siehe Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Seite 227)
Nicht gestartet (siehe the-fastlane.co.uk)

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