28. Großer Preis von Deutschland 1966

Lorenzo Bandini im Ferrari-12-Zylinder – Typ 312
  • Großer Preis von Deutschland 1966
  • 6. Lauf der Automobil-Weltmeisterschaft 1966
  • Veranstalter: Avd, Frankfurt
  • Nordschleife, 22,81 km
  • 15 Runden = 342,15 km
  • Wetter: bewölkt, Regen

7. August 1966

Das Training

Gleich am Freitag legten die Teams im ersten Training los, als das Wetter noch mitspielte und die Bedingungen optimal waren. Doch so richtig Gas gab anfangs niemand. Es schien, als würden die Fahrer eher mit dem Setup experimentieren, als auf Bestzeiten zu fahren. Jackie Stewart setzte die erste Duftmarke, war aber langsamer als die Pole-Zeit des Vorjahres. Jim Clark lauerte dicht dahinter, während Ludovico Scarfiotti sich als Dritter positionierte.

Das zweite Training am Nachmittag hatte jedoch eine Überraschung parat: Regen! Und das nicht zu knapp. Der Himmel öffnete seine Schleusen, und die Strecke verwandelte sich in ein nasses Schlitterparadies. Die Fahrer drehten verhalten ihre Runden, ohne große Fortschritte bei den Zeiten zu machen – zu gefährlich, zu rutschig. Nur Guy Ligier wagte sich mutig ins Geschehen und wurde prompt dafür bestraft. Kurz nach der Startgeraden verlor er die Kontrolle über seinen Boliden, rutschte in den Wald und wurde aus dem Wagen geschleudert. Ein kaputtes Knie war die schmerzhafte Bilanz seines Missgeschicks, und Ligier musste den Rest der Saison von der Seitenlinie verfolgen.

Der Samstag brachte dann aber endlich Klarheit: Die letzte Trainingssession über zwei Stunden versprach Spannung. Clark, dessen Getriebe anfangs gestreikt hatte, drehte richtig auf und schnappte sich die Pole mit einem beeindruckenden Vorsprung. Surtees konnte sich als Zweiter qualifizieren, gefolgt von Stewart. Auf den ersten fünf Plätzen fanden sich fünf verschiedene Teams wieder – ein klarer Fingerzeig auf die Unberechenbarkeit dieses Rennens.

Das Rennen

Der Renntag selbst brachte nicht nur Wasser von oben, sondern auch Drama auf der Strecke. Während der Himmel über dem Nürburgring seine Schleusen weit öffnete, rüsteten sich die Fahrer für den nassen Kampf. Drei Piloten – darunter Ligier – fehlten verletzungs- oder defektbedingt. Von der Pole startete Clark, doch sein kleinerer Motor brachte ihn bald ins Hintertreffen. Surtees nutzte den Vorteil seiner 3,0-Liter-Maschine und setzte sich direkt an die Spitze, gefolgt von Brabham, der schon in der ersten Runde auf den zweiten Platz vorpreschte.

Aber das Rennen hatte gerade erst begonnen, als sich hinten im Feld ein schwerer Unfall ereignete. Jackie Ickx und John Taylor gerieten an der berüchtigten Quiddelbacher Höhe aneinander. Taylors Auto ging in Flammen auf, und nur Ickx' schnelles Handeln rettete ihm das Leben. Doch die Brandverletzungen erwiesen sich als zu schwer – Taylor erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Während der Unfall eine tragische Note setzte, ging der Kampf an der Spitze weiter.

Brabham nutzte die Bedingungen und die Überlegenheit seines Fahrzeugs aus und übernahm bald die Führung von Surtees. Während Clark, von den schlechten Startbedingungen zurückgeworfen, sich wieder nach vorne arbeitete, schied Fahrer um Fahrer aus. Hulme, der sich tapfer durch das Feld kämpfte, erlebte ebenfalls ein bitteres Ende: Sein Motor versagte, genau als er sich anschickte, Gurney zu überholen. Es war eine wahre Materialschlacht auf der regennassen Strecke, die den Fahrern alles abverlangte.

Als sich das Feld lichtete, hatte Brabham die Konkurrenz im Griff. Surtees, geplagt von Kupplungsproblemen, musste zusehen, wie sein Abstand zu Brabham immer größer wurde. Der Australier zeigte eine fehlerfreie Vorstellung und gewann am Ende souverän – sein vierter Sieg in Folge. Für Surtees blieb nur der zweite Platz, während sein Teamkollege Jochen Rindt das Podium komplettierte.

Im Formel-2-Rennen, das parallel stattfand, konnte Jean-Pierre Beltoise den Sieg nach Hause fahren. Die Formel-1-Welt blickte mit gemischten Gefühlen auf den Tag zurück: Brabham stand kurz vor der Weltmeisterschaft, aber der Verlust Taylors warf einen dunklen Schatten über das Rennen.

Im Training 30
Pole Position #1, Jim Clark,
Team Lotus,
Lotus 33-Climax,
8.16,5 min
Gestartet 27
Gewertet 12
Nicht gewertet 15
Sieger F1 #3, Jack Brabham,
Brabham Racing Organisation,
Brabham BT19-Repco,
15 Runden, 2:27.03,0 h = 128,9 km/h
Sieger F2 #34, Jean-Pierre Beltoise,
Matra Sports,
Matra MS5-Ford,
14 Runden, 2:28.39,1 Std.
Schnellste Runde #7, John Surtees,
Cooper Car Co,
Cooper T81-Maserati
8:49,0 min, in Runde 4

Ergebnisse

Platz#.Kls.TeamFahrerWagenReifenRnd.StoppsZeit (Std)
Rückstand (min)
1 3 F1 Brabham Racing Org. Jack Brabham Brabham BT19-Repco Goodyear 15 0 2:27:03,0
2 7 F1 Cooper Car Co John Surtees Cooper T81-Maserati Dunlop 15 0 2:27.47,4
0.44,4
3 8 F1 Cooper Car Co Jochen Rindt Cooper T81-Maserati Dunlop 15 0 2:29.35,6
2:23,6
4 5 F1 Owen Racing Org. Graham Hill B.R.M. P261 Goodyear 15 0 2:33.44,4
6:41,4
5 6 F1 Owen Racing Org. Jackie Stewart B.R.M. P261 Dunlop 15 0 2:35.31,9
8:28,9
6 9 F1 Scuderia Ferrari Lorenzo Bandini Ferrari 312 Dunlop 15 0 2:37.59,4
10:56,4
7 12 F1 Anglo-American Racers Dan Gurney Eagle AAR101-Climax Goodyear 14 0 + 1 Runde
8 34 F2 Matra Sports Jean-Pierre Beltoise Matra MS5-Ford Dunlop 14 0 2:28.39,1
+ 1 Runde
9 26 F2 Tyrrell Racing Org. Hubert Hahne Matra MS5-B.R.M. Dunlop 14 0 2:30.42,7
+ 1 Runde
10 33 F2 Matra Sports Jo Schlesser Matra MS5-Ford Dunlop 14 0 2:31.22,2
+ 1 Runde
11 28 F2 Roy Winkelmann Racing Hans Herrmann Brabham BT18-Ford k.A. 14 0 + 1 Runde
12 2 F1 Team Lotus Peter Arundell Lotus 33-BRM Firestone 14 0 + 1 Runde
Nicht gewertet
DNF 15 F1 Reg Parnell Racing Mike Spence Lotus 33-B.R.M. Firestone 12 0 Lichtmaschine
DNF #1 F1 Team Lotus Jim Clark Lotus 33-Climax Firestone 11 0 Unfall
DNF #20 F1 JA Pearce Engineering Chris Lawrence Cooper T73-Ferrari Dunlop 10 0 Aufhängung
DNF #11 F1 Scuderia Ferrari Ludovico Scarfiotti Ferrari 158/246 Dunlop 9 0 Elektrik
DNF #10 F1 Scuderia Ferrari Mike Parkes Ferrari 312 Dunlop 9 0 Motor/Unfall
DNF #31 F2 Ron Harris Team Lotus Pedro Rodríguez Lotus 44-Ford Dunlop 8 0 Motorschaden
DNF #4 F1 Brabham Racing
Organisation
Denis Hulme Brabham BT20-Repco Goodyear 8 0 Zündung
DNF #32 F2 Ron Harris Team Lotus Piers Courage Lotus 44-Ford Dunlop 4 0 Unfall
DNF #29 F2 Roy Winkelmann Racing Alan Rees Brabham BT18-Ford k.A. 4 0 Motor/Getriebe
DNF #17 F1 Anglo-Suisse Racing Joakim Bonnier Cooper T81-Maserati Firestone 3 0 Kupplung
DNF #14 F1 Bernard White Racing Bob Bondurant B.R.M. P261 Goodyear 3 0 Motorschaden
DNF #25 F2 Caltex Racing Team Kurt Ahrens jr. Brabham BT18-Ford Dunlop 3 0 Getriebe
DNF #19 F1 DW Racing Enterprises Bob Anderson Brabham BT11-Climax Firestone 2 0 Kraftübertragung
DNF #27 F2 Tyrrell Racing Org. Jacky Ickx Matra MS5-Ford Dunlop 1 0 Kraftübertragung
DNF 16 F1 David Bridges John Taylor Brabham BT11-B.R.M. Goodyear 0 0 Kollision mit Ickx
Nicht qualifiziert
DNQ #18 F1 Guy Ligier Guy Ligier Cooper T81-Maserati Dunlop 0 0 Trainingsunfall/
Verletzung
DNQ #30 F2 Ron Harris Team Lotus Gerhard Mitter Lotus 44-Ford Dunlop 0 0 Verletzung/
nicht fit
DNQ #35 F2 Martinelli-Sonvico Silvio Moser Brabham BT16-Ford Dunlop 0 0 Motorschaden

Video

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Foto: Lothar Spurzem Lizenz: CC BY-SA 2.0 de: Lorenzo Bandini im Ferrari-12-Zylinder – Typ 312

Quellen:
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1
Knupp, W. (Hrsg.): Kampf am Limit, Die Formel 1 Chronik 1950-2000, Zeitgeist Verlag, 2000, ISBN 3-89748-277-0
motorsportmagazine.com (abgerufen 4.12.2018)
www.grandprix.com (abgerufen 7.2.2018)
Wikipedia (aufgerufen 7.2.2018)
Video: YouTube/samsara