- 4. ADAC-Bilstein Super-Sprint
- 10. Lauf zur Deutschen-Automobil-Rennsport-Meisterschaft
- Veranstalter: AC Mayen 1927 e.V. im ADAC
- Start- und Zielschleife, 2.292 m
- Distanz: 44 Runden = 100,848 km
- Im Rahmenprogramm:
- ONS Meisterschaft Formel 3 | Rennbericht
- VW-Castrol-Europa-Pokal
- Renault-5-Elf-Pokal International
- Serientourenwagen Gruppe 1 | Rennbericht
1.-2. Oktober 1977
Stommelen krönt sich im Regen: Die Entscheidung der DRM 1977
- Rolf Stommelen sichert sich im Loos-Porsche 935 beim dramatischen Finalrennen auf nasser Strecke den ersten Meistertitel seiner Karriere
- Spannender Zweikampf mit Bob Wollek und dem Kremer-Team entscheidet sich erst im letzten Rennen der DRM-Saison 1977
- Technische Defekte, wechselhafte Wetterbedingungen und eine taktische Reifenwahl prägen das Saisonfinale auf dem Nürburgring
Nürburgring, 2. Oktober 1977 – Beim Internationalen ADAC-Bilstein-Super-Sprint, dem zehnten und letzten Lauf der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM), wurde die Meisterschaft unter dramatischen Umständen entschieden. Auf der nur 2,29 Kilometer langen Start-Ziel-Schleife in der Eifel lieferten sich die Spitzenpiloten der Divisionen I und II packende Duelle. Im Zentrum stand der Kampf zwischen den Kölner Porsche-Teams Kremer und Loos – und mit ihm der alles entscheidende Vergleich zwischen Rolf Stommelen und Bob Wollek. Ein Wochenende mit wechselhaftem Wetter, technischen Rückschlägen und taktischen Entscheidungen endete in einem Triumph, der die Weichen für eine neue Ära des deutschen Tourenwagensports stellte.
Das Training
Schon im Training zeigte sich, wie eng es im Titelkampf zuging. In der großen Division lieferten sich Manfred Schurti, Bob Wollek und Rolf Stommelen einen Sekundenkrimi. Schurti holte sich im Max-Moritz-Jägermeister-935 mit einer Rundenzeit von 0:49,2 Minuten die Pole-Position – exakt dieselbe Zeit wie Stommelen, der allerdings später gemessen wurde und damit neben dem Liechtensteiner in die erste Startreihe rückte. Wollek musste sich mit Startplatz drei begnügen – ein kleiner Nachteil im engen Feld.
Technische Probleme bestimmten ebenfalls das Geschehen. Schurti verlor zeitweise ein Vorderrad, Edgar Dören hatte mit Ölverlust und Laderdefekt zu kämpfen, und auch bei Wollek wurde während des zweiten Trainings das hintere Federbein getauscht. Stommelen hingegen zeigte sich souverän und entschied sich nach Probefahrten mit beiden Loos-Fahrzeugen für das stärkere Exemplar seines Teamkollegen Schenken – eine Entscheidung, die sich als goldrichtig herausstellen sollte.
In der Division II dominierte zunächst der Mampe-Escort von Hans Heyer, doch Klaus Ludwig setzte im trockener werdenden zweiten Training mit 0:52,8 die Bestzeit. Hinter ihm qualifizierten sich Marc Surer und Manfred Winkelhock auf den Junior-BMWs. Die Startaufstellung versprach ein spannendes Rennen, das nicht ohne Zwischenfälle bleiben sollte.
Das Warm-up
Am Sonntagmorgen ließ das 20-minütige Warm-up erahnen, wie fragil die Technik war. Winkelhock verlor den Motor seines BMWs direkt vor der Haupttribüne, der Kremer-Porsche von Christmann wurde mit Laderdefekt abgestellt, und auch am Escort von Armin Hahne waren Reparaturen nötig. Besonders hart traf es Günter Hildebrand, dessen GS-BMW durch eine platzende Kardanwelle schwere Karosserieschäden davontrug.
Die Wetterbedingungen blieben unberechenbar – eine Herausforderung für Teams und Piloten, denn die Strecke wechselte zwischen feucht und abtrocknend. Ein Umstand, der später noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
Rennen 1 – Division II: Ludwig dominiert, Grohs und Surer kollidieren
Das Rennen der kleinen Division begann turbulent. Schon in der ersten Kurve kam es zu einer folgenschweren Berührung zwischen Grohs und Surer. Zwei Mal kollidierten die Fahrzeuge, Surer musste daraufhin aufgeben. Grohs konnte nach kurzer Reparatur weiterfahren, wurde aber mit der schwarzen Flagge bestraft.
Vorne diktierte Klaus Ludwig im Schnitzer-BMW das Tempo und konnte sich von Heyer und Winkelhock absetzen. Trotz einiger technischer Ausfälle – unter anderem bei Hatje und Wagner – verlief das Rennen in der Spitze kontrolliert. Hahne kämpfte sich auf Platz vier, während Heyer den Rückstand auf Ludwig nicht mehr verkleinern konnte.
Ludwig gewann mit sechs Sekunden Vorsprung vor dem Zakspeed-Escort von Heyer. Winkelhock rettete sich auf Platz drei und sicherte sich damit den besten Platz der kleinen Division in der Gesamtwertung der DRM.
Sieger Div. II | Klaus Ludwig, Schnitzer BMW 2002 Turbo, 44 Runden, 39.49,4 min = 151,943 km/h |
Schnellste Runde Div. II | Klaus K. Ludwig, Schnitzer-BMW 2002 Turbo, 0.52,9 min = 155,977 km/h |
Rennen 2 – Division I: Stommelen hält dem Druck stand
Der große Showdown der Division I wurde von Regen, Reifenwahl und Strategie geprägt. Nachdem Loos am Vorabend noch mit einem Rückzug seiner Fahrzeuge gedroht hatte – was die Mindeststarterzahl für eine Wertung gefährdet hätte – gingen schließlich alle elf qualifizierten Boliden ins Rennen.
Kurz vor dem Start setzte Regen ein. Das Chaos um Reifenwechsel, rote Flagge und verschobene Einführungsrunden brachte zusätzliche Spannung. Schließlich wurde das Rennen auf Regenreifen gestartet – eine Entscheidung, die den taktischen Spielraum stark einschränkte.
Stommelen erwischte den besten Start. Wollek hingegen verlor bereits in der Anfangsphase den Anschluss, kam hinter Schurti und Schenken aus der ersten Runde zurück. Ein Dreher in der Nordkurve kostete weitere Sekunden. Während Stommelen sich absetzte, versuchte Wollek vergeblich, Boden gutzumachen. In Runde elf schied Schenken mit einem Defekt aus – Wollek rückte auf Platz zwei vor, doch der Abstand war bereits uneinholbar.
Schurti fuhr in der zweiten Rennhälfte die schnellste Runde, überholte Ertl im Schnitzer-Toyota und sicherte sich Rang drei. Stommelen kontrollierte das Rennen souverän, auch als im Cockpit eine Warnlampe aufleuchtete – ein simpler Hinweis zum Umschalten der Benzinpumpe, kein technisches Drama.
Nach 44 Runden überquerte Stommelen mit großem Vorsprung die Ziellinie und wurde unter dem Jubel der Zuschauer Deutscher Rennsport-Meister 1977. Ein verdienter Titel, der ihm nach 13 Jahren im aktiven Motorsport endlich zuteilwurde – getragen von fahrerischer Klasse, taktischer Cleverness und der nötigen Portion Nervenstärke.
Sieger Div. I | Rolf Stommelen, Gelo-Porsche 935, 44 Runden, 44.58,4 min = 134,543 km/h |
Schnellste Runde Div. I | Manfred Schurti, Max-Moritz-Porsche 935 0.58,2 min = 151,943 km/h |
Gesamtergebnis Division I über 2000 ccm
# | Fahrer | Wagen | Rnd. | Gesamt (min) / Rückst. | |
---|---|---|---|---|---|
1. | 67 | Rolf Stommelen | Gelo-Porsche 935 | 44 | 44.58,4 |
2. | 51 | Bob Wollek | Kremer-Porsche 935/2 | 44 | 45.28,8 |
3. | 52 | Manfred Schurti | Max-Moritz-Porsche 935 | 44 | 45.42,7 |
4. | 60 | Harald Ertl | Schnitzer-Toyota Turbo | 44 | 45.56,1 |
5. | 56 | Eberhard Sindel | Porsche 935 | 42 | - 2 Rnd. |
6. | 58 | Franz Konrad | Krerrier-Porsche 935 | 42 | - 2 Rnd. |
7. | 70 | Werner Christmann | Kremer-Porsche 935/2 | 42 | - 2 Rnd. |
8. | 61 | Dieter Schornstein | Kremer-Porsche 934 | 41 | - 3 Rnd. |
9. | 71 | Bertram Schäfer | Porsche Turbo | 40 | - 4 Rnd. |
Nicht gewertet | |||||
53 | Edgar Dören | Porsche 934 | 16 | - 28 Rnd. | |
66 | Tim Schenken | Porsche 935 | 14 | - 30 Rnd. | |
59 | Peter Hähnlein | Porsche 935 | 13 | - 31 Rnd. |
Gesamtergebnis Division II bis 2000 ccm
# | Fahrer | Wagen | Rnd. | Gesamt (min) / Rückst. | |
---|---|---|---|---|---|
1. | 6 | Klaus Ludwig | Schnitzer BMW 2002 Turbo | 44 | 39.49,4 |
2. | 1 | Hans Heyer | Zakspeed-Ford Escort | 44 | 39.55,5 |
3. | 13 | Manfred Winkelhock | Werks-BMW 320 | 44 | 40.21,4 |
4. | 2 | Armin Hahne | Zakspeed-Ford Escort | 43 | - 1 Rnd. |
5. | 10 | Toine Hezemans | Grab-Ford Escort | 43 | - 1 Rnd. |
6. | 14 | Harald Grohs | Faltz-BMW 320 | 42 | - 2 Rnd. |
7. | 4 | Pierre Dieudonne | GS-BMW 320 | 42 | - 2 Rnd. |
8. | 8 | Peter Schneeberger | Heidegger-BMW 320 | 41 | - 3 Rnd. |
9. | 26 | Berd Ringshausen | Zakspeed-Ford Escort | 41 | - 3 Rnd. |
10. | 28 | Paul Wunsch | VW Scirocco | 39 | - 5 Rnd. |
11. | 31 | Hannes Pennartz | BMW 2002 | 39 | - 5 Rnd. |
12. | 19 | Karl-Heinz Becker | BMW 320 | 36 | - 8 Rnd |
Nicht gewertet | |||||
34 | Lothar Wagner | BMW 320 | 8 | - 36 Rnd | |
12 | Marc Surer | BMW 320 | 3 | - 41 Rnd | |
25 | Willi Hatje | BMW 2002 | 2 | - 42 Rnd |
Endstand Deutsche Rennsport Meisterschaft (DRM) 1977 Plätze 1 bis 10
Fahrer | Wagen | Pkt. | 1. Lauf | 2. Lauf | 3. Lauf | 4. Lauf | 5. Lauf | 6. Lauf | 7. Lauf | 8. Lauf | 9. Lauf | 10. Lauf | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | Rolf Stommelen | Porsche 935 | 160 | - | 20 | 15 | 15 | 20 | 20 | 20 | 15 | 15 | 20 |
2. | Bob Wollek | Porsche 935 | 152 | 15 | 12 | 20 | 20 | 15 | - | 15 | 20 | 20 | 15 |
3. | Manfred Winkelhock | BMW 320 | 108 | 12 | 10 | - | 12 | 12 | 15 | - | 15 | 20 | 12 |
4. | Hans Heyer | Ford Escort | 100 | 15 | 15 | 10 | - | 20 | 10 | 15 | - | - | 15 |
5. | Eddie Cheever | BMW 320 | 82 | 8 | - | 12 | 15 | - | 20 | - | 12 | 15 | - |
Marc Surer | BMW 320 | 82 | 20 | 12 | 15 | 10 | 15 | - | - | 10 | - | - | |
7. | Manfred Schurti | Porsche 935 | 80 | 20 | 15 | - | - | 10 | 15 | - | 8 | - | 12 |
8. | Hans-Joachim Stuck | BMW 320 | 60 | - | 20 | 20 | - | - | - | 20 | - | - | - |
9. | Tim Schenken | Porsche 935 | 56 | - | - | 10 | - | 12 | 10 | 12 | 12 | - | - |
10. | Franz Konrad | Porsche 935 | 54 | 10 | - | - | - | 6 | 8 | 6 | 6 | 12 | 6 |
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Quellen und Literatur: Sportfahrer 11/1977
Büsing, G., Mahla, U.: Einfach eine geile Zeit - DRM 1972-1985, Gruppe C Motorsport Verlag, 2020, ISBN 978-3-948501-03-7
racingsportscars.com
touringcarracing.net/